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Ausgrabungen in Vreden

Methoden der Bodendenkmalpflege None

Wie wir arbeiten

Methoden der archäologischen Denkmalpflege


In einem Bodendenkmal wird erst dann der Spaten eingesetzt, wenn Bauvorhaben, Erosion oder landwirtschaftliche Nutzung seine Existenz bedrohen. Denn jeder Eingriff in den Boden verursacht unwiderrufliche Schäden am Originalzustand des Denkmals. Die Archäolog:innen dokumentieren und bergen alle Funde und Befunde sorgfältig. Dieses Wissen ist nach einer Ausgrabung oft das Einzige, was von einem Baudenkmal für die Nachwelt erhalten bleibt.

Die meisten archäologischen Ausgrabungen sind deshalb Notgrabungen. Aber auch bei langfristig angelegten Forschungsgrabungen sind die folgenden grundsätzlichen Schritte die Basis jeder wissenschaftlichen archäologischen Arbeit.

Von der Fundstelle bis ins Museum

Der erste Schritt

Karten, Chroniken, Luftbilder: Das sind nur einige der Quellen, die Archäolog:innen zu neuen Fundplätzen führen oder neues Wissen über bekannte Bodendenkmäler ermöglichen. Sie sind die Basis für die archäologische Denkmalpflege.
Die gesammelten Informationen werden in besondere Datenbanken eingepflegt. Hier werden inzwischen mehr als 30.000 Fundstellen verwaltet.

Mithilfe elektronischer Fundpunktverwaltung können Verbreitungskarten erstellt und Recherche betrieben werden. Das hilft beim Erstellen von Gutachten, aber auch bei der wissenschaftlichen Auswertung. Denn Rückschlüsse auf geographische Faktoren ziehen zu können, ist wichtig, um einen Einblick in unsere vergangene Kulturlandschaft zu bekommen.

Archäologe bei der Arbeit (Foto: LWL/T. Kalak).

Über den methodischen Tellerrand schauen

Kooperationen mit verwandten Wissenschaften werden immer wichtiger. Geophysikalische Prospektionen ermöglichen es, Strukturen wie Mauern und Gräben ohne Ausgrabung tief im Boden zu erkennen. Archäobotanik hilft dabei, einen Eindruck von der Natur und Landschaft in früheren Zeiten zu bekommen. Die Archäozoologie erforscht die Tierwelten, die es einstmals gab. Anthropolog:innen erforschen die menschlichen Überreste, können Aussagen etwa über Alter oder Ernährung treffen. Numismatiker:innen können die entdeckten Münzen zeitlich und regional einordnen. Airborne-Lasercanning ist ein System zur Vermessung von Landschaftsoberflächen und -strukturen und lässt Rückschlüsse auf Veränderungen zu.

Prospektion in Höxter (Foto: LWL/J. Coolen).

Einen guten Überblick verschaffen

Luftbildarchäologie: Mauern im Boden beeinflussen den Wuchs von Getreide. Solche und andere Veränderungen in der Landschaft, die durch verborgene Relikte der Vergangenheit beeinflusst werden, sind aus der Luft klar zu erkennen. Regelmäßig sind auch Archäolog:innen in der Luft unterwegs, um auf diese Weise neue Fundstellen zu entdecken.

Luftbildarchäologie

Gute Dokumentation ist die halbe Miete

Für die wissenschaftliche Auswertung ist es wichtig, genau zu dokumentieren, wie die Fundstelle in allen Einzelheiten ausgesehen hat. Dafür wird die untersuchte Fläche abgesteckt und der Boden gleichmäßig abgetragen. Jeder Eingriff in den Boden hinterlässt sichtbare Spuren, der als Befund bezeichnet wird. Die genaue Lage und Beschaffenheit von Befunden und Funden dokumentieren die Grabungstechniker:innen mithilfe von GPS-Daten-, Höhen- und Tiefenangaben, Zeichnungen und Fotografien.

Die Gegenstände werden geborgen, vorläufig konserviert, vorsichtig verpackt und nummeriert, um sie auch später ihrer Fundstelle genau zuordnen zu können.

Fotodokumenation eines Befunds (Foto: Salisbury Archäologie GmbH/G. Liptak).

Die eigentliche Arbeit beginnt...

... erst nach der Ausgrabung. Die Funde werden je nach Zustand direkt im Zentralen Fundarchiv inventarisiert und aufbewahrt oder zunächst in den Werkstätten unserer Restaurator:innen konserviert, um den weiteren Verfall aufzuhalten. Die spannendsten und aussagekräftigsten Funde werden gezeichnet, fotografiert und finden teils einen Vitrinenplatz in unseren Museen.

 

Ein in einem Grab entdecktes Textil wird restauriert (Foto: LWL/A. Kaiser).

Sorgfältige Auswertung

Auf Grundlage aller gesammelten Daten werden Funde mit vergleichbaren Entdeckungen an anderen Orten verglichen, die Lage der Funde und Befunde in den Schichten des Bodens wird analysiert, das Alter der entdeckten Artefakte wird bestimmt.

Wichtig ist zudem die Kooperation mit anderen Wissenschaften - von Physiker:innen, die mit der sogenannten 14C-Methode das Alter von organischen Resten bestimmen können, über Anthropolog:innen, Archäobotaniker:innen oder Numismatiker:innen bis zu Geolog:innen und Archäolog:innen sind die wissenschaftlichen Möglichkeiten groß.

Erst diese umfangreichen Auswertungen ermöglichen es, die neuen Entdeckungen richtig zu verstehen und einzuordnen. Sie geben die entscheidenden Erkenntnisse für die Bedeutung neuer archäologischer Fundorte und können der Geschichtsschreibung unserer Region.

Ein Archäologe bei der wissenschaftlichen Auswertung einer Grabung (Foto: LWL/F. Bernhörster).

Für alle offen - Vermittlung neuer Erkentnisse in unseren Museen

Die Funde, die Dokumentation und die wissenschaftliche Auswertung sind schließlich das Gedächtnis und Archiv für das Bodendenkmal. Mit der Publikation der Ergebnisse wird dieses Wissen anderen Forscher:innen und allen Interessierten zugänglich gemacht. Die wichtigsten Funde vermitteln in einem der drei Museen der LWL-Archäologie einen Einblick in das neu erschlossene Wissen. Vorträge, Berichterstattung in den Medien und Ausstellungen wenden sich zudem an eine breite und interessierte Öffentlichkeit.

Familie in der Dauerausstellung der LWL-Museums für Archäologie Herne (Foto: LWL/C. Kniel).