Ausgrabung in Preußisch-Oldendorf

01.09.2025 Sandra Michalski

Überblick über das südwestliche Maßnahmenareal. Im Bildvordergrund zeichnen sich die Fundamente des einstigen Synagogenbaus der jüdischen Gemeinde Pr. Oldendorf ab. (Foto: LWL/A. Wunschel)

Die Siedlungsforschung misst dem Standort Preußisch Oldendorf eine zentrale Bedeutung für den fränkisch-karolingischen Siedlungsausbau im nordöstlichen Westfalen bei.

Nordöstlich des Kirchplatzes in Oldendorf entsteht derzeit ein neuer Edeka-Markt. Bestandsgebäude auf dem Baugebiet wurden aufgekauft und abgerissen. Im Umfeld des Edeka-Marktes wird sich ein großer Parkplatz erstrecken. Die Neubaumaßnahmen machen eine archäologische Untersuchung der Fläche erforderlich, ebenso wie weitere Bodeneingriffe, die mit Ver- und Entsorgungsleitungen, Baumbepflanzungen etc. einhergehen. Denn die Lage des Baugebiets in unmittelbarer Nähe der Kirche, für die grundsätzlich eine Standorttreue seit karolingischer Zeit vorauszusetzen ist, lässt Rückschlüsse darauf zu, dass hier bereits im 10. Jahrhundert gesiedelt wurde.

Rot umrandet ist die Planungsfläche für die archäologischen Untersuchungen zu deren Beginn. Durch die Projektion historischer Karten auf die heutigen Verhältnisse können zu erwartende Befunde mitunter sehr klar umrissen werden. (Kartierungsgrundlage: Orthophoto Landesvermessung & Wachstumsphasenkarte Westfäl. Städteatlas Pr. Oldendorf; Kartierung: LWL/A. Wunschel)

Die jüdische Gemeinde

Weiterhin befand sich ein Teilbereich des Planungsareals ab dem 18. Jahrhundert im Besitz der jüdischen Synagogengemeinde Preußisch Oldendorf. Die jüdische Geschichte Oldendorfs beginnt bereits im 17. Jahrhundert mit der Nennung von Gerson Joel (1666/71) und Heinemann Levi (1699).

Dieter Besserer, Heimatforscher in Preußisch Oldendorf und Autor zahlreicher zentraler Beiträge zur Ortsgeschichte, kann Informationen zur Geschichte der Gemeinde geben: In der Zeit des Königreichs Westphalen/Kaiserreichs Frankreich (1808-1813) zogen viele Menschen jüdischen Glaubens nach Oldendorf. Aus Platzgründen wurde ca. 1813/1816 ein eigenständiges Synagogengebäude östlich auf dem Grundstück erbaut. Der Grundriss ist im Urkataster 1828 zu sehen. Eine zuvor u. a. als Synagoge genutzte, straßenseitige Bebauung nahm ab 1823 eine jüdische Elementarschule auf.

Verschiedene Quellen geben weitere Auskunft über das jüdische Gemeindeleben. Mittels Versicherungsinformationen kann davon ausgegangen werden, dass 1845 acht Gesetzesrollen (Thora) in der Synagoge vorhanden waren. Für das Jahr 1852 werden ca. 82 Gemeindemitglieder vermutet. Wegen angeblicher Baufälligkeit wurde 1863 an gleicher Stelle eine neue Synagoge erbaut.

Nach 1884 fanden offenbar nur noch selten Gottesdienste in der Gemeinde statt. Schließlich verkaufte Georg Ehrlich, das letzte verbliebene Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde, das Areal 1938 an die Witwe eines Tierarztes. Abgerissen wurde das Synagogengebäude aber erst um 1958.

Die nordöstliche Untersuchungsfläche im Bereich des späteren Edeka-Marktes. Die gräulichen Verfärbungen sind vermutlich auf einen ehemaligen Gewässerverlauf zurückzuführen. Mittelalterliches Fundmaterial deutet auf den Zeitrahmen von dessen Verfüllung hin. (Foto: LWL/A. Wunschel)

Aktuelle Ausgrabung

Die aktuellen Grabungsmaßnahmen auf dem Gelände fanden im Zeitraum von April bis Juni durch die Fachfirma Archaeofirm unter der Leitung von Attila Kis und Tim Timur statt. Zentrale Grabungsbefunde stellten die Fundamente der ehemaligen Synagoge sowie umgebende Gebäudestrukturen, darunter ein (Halb-)Keller mit aufwändigem Fußbodenpflaster sowie ein Brunnen dar. Die Befundansprachen erfolgten zusammen mit Dieter Besserer.

In der südwestlichen Untersuchungsfläche zeigten sich Fundamente als Reste einer ehemaligen Bebauung. In der Bildmitte zu sehen ein ehemaliger Brunnen. Direkt dahinter die Überreste vermutlich eines Kellerraumes mit Pflasterung aus Steinplatten. (Foto: LWL/A. Wunschel)

Bei der archäologischen Untersuchung kamen auch mehrere, aber leider schlecht erhaltene Münzfunde zum Vorschein. Die Fachstelle Numismatik der LWL-Archäologie datiert diese ins 18. Jahrhundert, allerdings waren diese lange im Umlauf.

In Zukunft sollen Hinweistafeln im Bereich des späteren Supermarktparkplatzes aufgebaut werden, um über die ergrabenen Befunde in Preußisch Oldendorf vor Ort zu informieren.

Bei der archäologischen Untersuchung kamen auch mehrere, aber leider schlecht erhaltene Münzfunde zum Vorschein. Die Fachstelle Numismatik der LWL-Archäologie datiert diese ins 18. Jahrhundert, allerdings waren diese lange im Umlauf. (Foto: LWL/A. Wunschel)

Text: A. Wunschel