Das Geheimnis des Rings – Eine christliche Botschaft?

23.07.2024 Felix Faasen

Das Geheimnis des Rings

Eine christliche Botschaft?

Etwas verbogen und leicht angelaufen zeigt sich im Fundgut des registrierten Sondengängers Christopher Fairbairn ein silberner Fingerring. Obwohl dieser nicht mehr so ganz in Form ist, wird bei genauem Hinsehen deutlich, dass nur die Innenseite weitestgehend gerundet war, die Außenseite hingegen erweist sich als eckig, ähnlich einer Schraubenmutter. Dadurch entstehen auf der Oberfläche sieben Felder, eine so ungewöhnliche Form wie magische Zahl. Die Mystik der sieben Felder wird verstärkt durch die darin eingebrachten Zeichen, die Buchstaben ähneln.

Der Ring im Querschnitt (Foto: LWL-AfW/Felix Faasen).

Die Unregelmäßigkeit und zahlreiche Kerben deuten darauf hin, dass die Zeichen mit einem feinen Eisen in das weichere Silber eingehämmert wurden. Am auffälligsten ist ein langgezogenes Kreuz mit kleinen Kerbecken an den Kreuzarmen. Das Entziffern der Inschrift gestaltet sich deutlich schwieriger, einige der Zeichen sehen aus wie lateinische Buchstaben, z.B. I, N, E. Manche erscheinen jedoch gespiegelt, z.B. T und R. Ohnehin würde die Leserichtung je nach Drehung beziehungsweise Ansicht des Ringes variieren. Bei manchen Zeichen bleibt so oder so unklar, ob es sich um Buchstaben oder Ziffern handelt, um lateinische, gotische oder eine andere Schrift.

Am Finger kommen Kreuz und Schriftzeichen richtig zur Geltung (Foto: LWL-AfW/Felix Faasen).

Das dies nicht so abwegig ist, zeigt ein zwölfeckiger Ring aus Paußnitz (Sachsen). Jedes Feld enthält einen Buchstaben, der zum Teil der irisch-angelsächsischen Zierschrift des 7.-8. Jahrhunderts entspricht, oder in frühgotische Majuskeln gesetzt ist. Letztere kamen um 1200 auf, der Ring wird in Vergesellschaftung mit einem Münzdepot auf die Mitte des 12. Jh. datiert. Die Bedeutung des codierten Textes konnte als „NAINE MI XPS“ entschlüsselt werden (etwa „Verneine mich Christus“).

Zu der in mittelhochdeutscher und griechischer Sprache verfassten Inschrift gesellen sich ein Palmwedel, eine Art Unendlichkeitssymbol und ein geschweiftes Kreuz. Offensichtlich drückte der Ring eine tiefe Religiosität seines Trägers aus, dessen Chiffrierung den Gelehrten vorbehalten war.

Der Ring aus Paußnitz, Sachsen (Foto: J. Lipták, München).
Was bedeutet die Inschrift? (Foto: LWL-AfW/Felix Faasen).

Was unseren Ring betrifft, bedarf es wohl noch einiger Recherchen, um die möglicherweise „magische“ Formel zu entschlüsseln. Seine Machart und das eingeprägte Kreuz deuten aber ebenfalls auf eine Datierung ins Hoch- bis Spätmittelalter und einen religiösen Kontext hin.

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Griechische oder Lateinische Schrift? (Foto: LWL-AfW / Felix Faasen)

Text: Felix Faasen M.A.

Quellen:

T. Capelle/J. Mühlenbrock/B. Tremmel, Runde Sache(n). Ringe aus Westfalen (Herne 2012)

H. Meller/A. Reichenberger/S. Kimmig-Völkner, Ringe der Macht. In: Begleithefte zu Sonderausstellungen im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 7 (Halle 2019).

Kategorie: Außenstelle Münster

Schlagwort: Mittelalter