Lichtenau-Dalheim, Kr. Paderborn
Aufsehenerregende Nachweise von Lapislazuli-Pigmenten, die jüngst Wissenschaftlern der Universität Zürich und des Max-Planck-Instituts gelangen, veranlassten das Fachreferat Mittelalter- und Neuzeitarchäologie dazu, sich einer Aufarbeitung der Altgrabungen und der weiteren Erforschung des hochmittelalterlichen Nonnenklosters Dalheim zu widmen. Die seltenen Farbpigmente wurden nämlich im Zahnschmelz eines weiblichen Skeletts entdeckt, das 1989 bei Ausgrabungen im Umfeld der Pfarr- und späteren Klosterkirche geborgen worden war. Seinerzeit hatte man neben Teilen des Friedhofs auch die Überreste der Kirche untersucht, nicht aber die südlich anschließenden Bauten der Klausur des Nonnenklosters.
Kloster Dalheim liegt gut zwanzig Kilometer südlich von Paderborn am Westhang des Piepenbaches in landschaftlich reizvoller Umgebung (Abb. 1). Namengebend ist der kleine Ort Dalheim, an dessen Pfarrkirche schon im 12. Jahrhundert ein erstes Nonnenkloster gegründet wurde, welches aber schon um 1380, zusammen mit zahlreichen Siedlungen der als Sintfeld bezeichneten Hochfläche, dem allgemeinen Wüstungsprozess infolge von Missernten, Epidemien und Fehden zum Opfer fiel.
1429 „erbten“ die der Windesheimer Kongregation angehörigen Augustinerchorherren aus dem benachbarten Böddeken durch Schenkungen die Besitzungen des alten Nonnenklosters. Anfangs bezogen sie ihr Quartier in dem unten im Tal liegenden, provisorisch wieder hergerichteten Nonnenkloster. Unmittelbar nach der 1452 erfolgten Aufnahme als selbständiger, d. h. von Böddeken unabhängiger Konvent in die Windesheimer Kongregation begann man aber mit dem Neubau einer großzügigen Klosteranlage am Westhang des Piepenbaches.
Um 1690 begann man mit der Modernisierung der spätmittelalterlichen Kernanlage und fügte ihr in den Jahren 1711 bis 1730 zwei Wohnflügel an, die im Westen der Klausur als repräsentative Dreiflügelanlage mit cour d´honneur dem Kloster ein schlossartiges Gepräge gaben.