Das Ziel ist der Weg – der ‚EisenZeitReiseWeg‘ führt zum Ausgrabungsgelände

02.05.2024 Sandra Goertz

Stargate im Siegerland: Mit Durchschreiten des Kokillenrings startet der EisenZeitReiseWeg in das Tal des Gerhardsseifens und eine Zeitreise beginnt (Foto: Ein Siegerländer Tal e.V./C. Weber).

Was bisher geschah

Während das Ausgrabungsareal seit 2019 hergerichtet und in einem Schutzbau nach und nach für den Kulturtourismus aufbereitet wurde, rückte auch der Zuweg vom Parkplatz nahe des Fußballplatzes von Niederschelden allmählich in den Fokus.

Im ersten Konzept für die Bewahrung und Darstellung des Ausgrabungsareals 2013 war ja bereits das Gelände in einen thematischen Rundwanderweg eingebettet, der archäologische Fundstellen im Umfeld verknüpfte (s. Serienfolge 3). Aus verschiedenen praktischen Gründen war dieser Rundweg aber nicht umsetzbar und eine Alternative wurde nötig.

Mal wieder: Aus Nöten Tugenden machen

Denn der im Konzept 2013 avisierte Rundweg war relativ lang und vor allem für gehbehinderte Menschen nicht geeignet bzw. nicht ohne erheblichen Aufwand zu bewältigen. Der Trägerverein ‚Ein Siegerländer Tal e.V.‘ legte aber besonderen Wert darauf, dass die Zuwegung zum Ausgrabungsgelände so inklusiv wie möglich ist. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Siegen, der Waldgenossenschaft Siegen-Niederschelden sowie privaten Grundstückseigentümern wurde daher lediglich ein Stichweg vom östlich gelegenen, ca. 450 m entfernten Parkplatz zum Ausgrabungsgelände entwickelt. Dieser musste teilweise neu befestigt werden und nahe zum Gerhardsseifen wurde ein Wendehammer angebracht, der es ermöglicht, dass im Notfall Rettungsfahrzeuge den Schutzbau erreichen können.

Der Stichweg zum Ausgrabungsgelände ist relativ kurz – der durchschnittliche Wanderer braucht vom Parkplatz zum Ausgrabungsgelände 15 Minuten. Der Weg war zunächst unattraktiv. Wir fürchteten folglich, dass die Besuchenden den Stichweg öde finden könnten.

Die Erleuchtung kam uns, als wir die Gestaltung des Weges als Zeitreise diskutierten. Er sollte beim Parkplatz in der Gegenwart beginnen und bis zum Ausgrabungsgelände in die Eisenzeit führen. Somit könnten die Besuchenden in Richtung Ausgrabungsareal in die Vergangenheit eintauchen und auf der Rücktour die zeitliche Abfolge bis in ihre Gegenwart reflektieren.

Der Themenwanderweg wurde damit eine Zeitreise, die die Eisenproduktion im Siegerland seit der keltischen Epoche fokussiert – Der ‚EisenZeitReiseWeg‘ war geboren.

  • In der Schlosserei Schneider GmbH & Co. KG Siegen liegen gekantete Cortenstahl-Platten, … (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Zeiler).

  • … die jeweils zwei zugewandte Köpfe tragen, die die Künstlerin Marti Faber entworfen hat (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Zeiler).

  • Auf den Stelen wurden die Informationstafeln befestigt (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Zeiler).

Pausen und kreative Phasen

Bereits 2020 bestand generelle Einigkeit über die Inhalte des Themenwanderweges, die aber nicht weiterentwickelt werden konnten, da alle Akteure mit dem Schutzbau beschäftigt waren.

Die Corona-Pandemie sowie Lieferkettenprobleme bremsten dann das Gesamtprojekt drei Jahre aus (s. Serienfolge 5). Die Verzögerung des Projektes war aber nicht negativ: Es entstand nämlich so ein Zeitraum, in dem eine Vielzahl progressiver Darstellungsinhalte und Darstellungsformen für den EisenZeitReiseWeg probiert und ausgearbeitet wurden.

Ein herausragendes Beispiel mag dies verdeutlichen – Die Stelen der Informationstafeln:

Die Künstlerin Marti Faber erweckt Cortenstahl zum Leben, indem sie Gesichter hineinschneiden lässt und zweidimensionalen Stahlplatten dreidimensionale Wirkung verleiht.

Marti Faber schuf beispielsweise eine Skulptur am KulturFlecken-Weg in Freudenberg und Mitglieder des Trägervereins konnten die Künstlerin gewinnen, ein Stelendesign für den EisenZeitReiseWeg zu entwickeln.

Die Künstlerin schuf ein Design, dass einerseits immer ähnlich und andererseits immer einzigartig ist: Die Stelen des EisenZeitReiseWegs schließen oben in zwei zugewandten (diskutierenden?) Köpfen ab, deren ausgebrannte Umrisse unten an jeder Stele angeschweißt wurden. Die Köpfe auf den Stelen blicken sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft des EisenZeitReiseWeges – ein Themenwanderweg wird Kunst!

Die Tafeln für das erwachsene Publikum beschreiben wichtige Zäsuren der Technikgeschichte von der Eisenzeit bis in die Gegenwart des Siegerlandes. Ein Zeitstrahl (oben) hilft bei der Orientierung durch die Jahrtausende (Design: Deutsches Bergbau-Museum Bochum/J. Garner).

Der EisenZeitReiseWeg soll die Geschichte der Eisenproduktion von der Gegenwart bis in die Eisenzeit im Siegerland darstellen – nerdige Themen!

Um die Thematik möglichst unterhaltsam zu vermitteln, wird die Technikgeschichte immer mit ihren Auswirkungen auf die zeitgenössischen Menschen dargestellt. Analoge Tafeln wurden hierzu auf den Stelen angebracht.

Die kindgerechten Tafeln haben spielerische Inhalte, die Bezug zu der jeweiligen Erwachsenentafel nehmen (Design: Deutsches Bergbau-Museum Bochum/J. Garner).

Dabei gibt es Tafeln für Erwachsene und kindgerechte, die darunter positioniert sind. Wir danken Carolin Johanning aus Marburg, die uns bei den Kindertexten unterstützte!

Auf den Kindertafeln begegnen wir Frieda, der Ofensau, die hier neben einem mittelalterlichen Rennofen steht … (Zeichnung: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Zeiler; Kolorierung: Deutsches Bergbau-Museum Bochum/J. Garner).

Auf den Kindertafeln begegnet uns ein tierischer Akteur: Frieda die Ofensau. ‚Ofensau‘ ist ein Fachwort der Hüttentechnik und benennt den Schlackenklotz, der nach der Verhüttung im Ofen zurückbleibt, weshalb ja bereits eine Ofensau das Logo des Projektes ist.

… und sogar sich übergebende Blumen trifft (Zeichnung: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Zeiler; Kolorierung: Deutsches Bergbau-Museum Bochum/J. Garner).

Frieda erweckt dieses Logo als Comic zum Leben und führt junge Besuchende über den EisenZeitReiseWeg. Frieda spricht Themen an, die mit den Inhalten der darüber aufgehängten Erwachsenentafeln im Bezug stehen. Hier zum Beispiel das Thema Umweltverschutzung.

Fakten: Wie bringe ich die rüber?

Der EisenZeitReiseWeg soll die Geschichte der Eisenproduktion von der Gegenwart bis in die Eisenzeit im Siegerland darstellen – nerdige Themen!

Um die Thematik möglichst unterhaltsam zu vermitteln, wird die Technikgeschichte immer mit ihren Auswirkungen auf die zeitgenössischen Menschen dargestellt. Analoge Tafeln wurden hierzu auf den Stelen angebracht. Dabei gibt es Tafeln für Erwachsene und kindgerechte, die darunter positioniert sind. Wir danken Carolin Johanning aus Marburg, die uns bei den Kindertexten unterstützte!

Auf den Kindertafeln begegnet uns ein tierischer Akteur: Frieda die Ofensau. ‚Ofensau‘ ist ein Fachwort der Hüttentechnik und benennt den Schlackenklotz, der nach der Verhüttung im Ofen zurückbleibt, weshalb ja bereits eine Ofensau das Logo des Projektes ist. Frieda erweckt dieses Logo als Comic zum Leben und führt junge Besuchende über den EisenZeitReiseWeg. Frieda spricht Themen an, die mit den Inhalten der darüber aufgehängten Erwachsenentafeln im Bezug stehen.

Der Beginn zum Schluss

Der Trägerverein erreichte, dass viele Partner der heimischen Metallverarbeitung das Projekt unterstützten. Denn vielen Unternehmern bietet die lange Tradition der Eisenproduktion seit der Keltenzeit ein wichtiges Stück der eigenen Identität. Der Verein wiederum wollte im EisenZeitReiseWeg bei der Darstellung der Technikgeschichte eine Verknüpfung bis in die Produktion der Gegenwart realisieren. So entstand ein ambitioniertes Teilprojekt, dass erst jüngst abgeschlossen wurde: Die Umgestaltung des Beginns des Themenweges.

  • Der Beginn des EisenZeitReiseWeges bildet nun eine Station mit Objekten der zeitgenössischen Metallproduktion des Siegerlandes. Hier im Bild: Verschiedene Stahlsorten (Foto: Ein Siegerländer Tal e.V./C. Weber).

  • Fast jedes Objekt der Startstation konnte nur mittels Kran an seine heutige Position errichtet werden (Foto: Ein Siegerländer Tal e.V./C. Weber).

Es wird!

Der Themenwegstartpunkt bestand 2019 lediglich aus einer geschotterten, unattraktiven Fläche – sie ist heute nicht mehr wieder zu erkennen: Große Metallobjekte bilden dort nun einen Kreis, den die Besuchenden betreten, indem sie einen Kokillenring durchsteigen. Dieser Ring, der sehr an das Zeitreiseportal von ‚Stargate‘ erinnert, wurde ehemals in einer Gießerei verwendet. Der Kokillenring lag dort flach auf und in ihm wurde Formsand eingebracht, in dessen Hohlräume Metall gegossen wurde. Nach dem Abkühlen zog man den Ring nach oben heraus und befreite das Gussstück aus dem Sand.

Auch die anderen ausgestellten Objekte haben eine technische Biographie, die die Besucher entdecken können.

Bald geht es los!

Diese Überschrift klingt insbesondere für die Mitglieder des Trägervereins verwirrend, denn schon seit Monaten rotieren alle, um das Projekt fertig zu stellen. Aber tatsächlich fiebern wir der Eröffnung am Wochenende entgegen.

Am Donnerstag findet eine archäologische Fachtagung zur eisenzeitlichen Montanlandschaft Siegerland im Deutschen Bergbau-Museum Bochum statt. Am Freitag kommen geladene Gäste zum Gerhardsseifen. Samstag sowie Sonntag erwarten wir dort alle, die Lust haben, vorbei zu kommen. Der Trägerverein hat hierzu Informationen auf seiner Website: Ein Siegerländer Tal - News (einsiegerlaendertal.de)

Text: Manuel Zeiler

Kategorien: Außenstelle Olpe · Projekte

Schlagworte: Olpe · Siegerland · Montangeschichte