Mein BFD bei der Außenstelle Münster

08.04.2024 Sandra Michalski

Abb. 1) Planieren eines archäologischen Befundes in Datteln-Ahsen. (Foto: LWL/A. Konert)

Seit dem 1. November 2022 absolviere ich meinen Bundesfreiwilligendienst bei der LWL-Archäologie in der Außenstelle Münster. Gleich zu Beginn durfte ich für mehrere Wochen an der Ausgrabung in Warendorf-Velsen teilnehmen. Auf dieser zur Entsandung vorgesehen Fläche musste im Vorfeld eine frühmittelalterliche Siedlung ausgegraben werden.

Dort konnte ich erste Erfahrungen im Schnitte ausheben, abstechen, putzen, zeichnen und fotografieren sammeln.

Wenn das Wetter zu schlecht war um draußen zu arbeiten, ging es ins Amt:

Im Innendienst stehen dann hauptsächlich Computerarbeit und Fundbearbeitung auf dem Plan. Die Funde müssen zunächst geputzt und anschließend in die Datenbank eingegeben werden, Zeichnungen müssen gescannt und Fotos nach den Vorgaben umbenannt werden, um sie den jeweiligen Funden und Befunden zuordnen zu können.

Abb. 2) Ein Teil der Grabungsfläche in Haltern im Bereich der römischen Uferkastelle. (Foto: LWL/J.Börger)

Für ca. drei Monate durfte ich auch dem Fachreferat Provinzialrömische Archäologie bei Ausgrabungen in Haltern am See im Bereich der Uferkastelle und des Hauptlagers helfen, wobei ich mich doch erstmal an die etwas andere Arbeitsweiße gewöhnen musste. Besonders der Platzmangel auf den Parzellen mitten im Wohngebiet, umgeben von Baustellen (Abb. 2), stellte dabei einen großen Unterschied zu den Grabungen der Außenstelle dar, welche meistens auf großflächigen Feldern außerhalb des Ortskerns stattfinden. Aber die schönen Befunde gaben mir einen interessanten Einblick in die römischen Militärlager entlang der Lippe; umgeben von Spitzgräben und Schuhnägeln.

Abb. 3) Arbeitsfoto des fotografierfertigen Grabenschnittes in Haltern am See. (Foto: LWL/J. Börger)

Leider habe ich kein Foto des fertigen Profils des Spitzgraben mehr gefunden, dafür aber von einem kleinem Gräbchen (Abb. 3), welches später in eben genannten Spitzgraben mündete.

 

Ein besonderes Highlight war auf jeden Fall die Exkursion zur Untertageverlagerung Schwalbe 1 bei Hemer (Abb. 4), bei welcher wir durch einige alte Stollen klettern durften, die durch Zwangsarbeiter in der NS-Zeit angelegt wurden und bis heute die unmenschlichen Arbeitsverhältnisse dieser Zeit dokumentieren. Es war zwar am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und sehr anstrengend sich durch die teilweise engen Gänge zu quetschen und über die großen Steine zu klettern, aber es war eine unvergessliche Erfahrung, bei der wir die Arbeitsweisen der montanarchäologischen Dokumentation kennenlernen durften.

  • Abb. 4) Eindrücke der Exkursion zur Untertageverlagerung Schwalbe 1 bei Hemer (Fotos: LWL/J.Börger)

  • Abb. 4) Eindrücke der Exkursion zur Untertageverlagerung Schwalbe 1 bei Hemer (Fotos: LWL/J.Börger)

  • Abb. 4) Eindrücke der Exkursion zur Untertageverlagerung Schwalbe 1 bei Hemer (Fotos: LWL/J.Börger)

Zwischendurch durfte ich immer wieder mit zu Baustellen fahren, um beim Aufbaggern der Baufläche feststellen zu können, ob dort ein Bodendenkmal zum Vorschein kommt, bzw. gefährdet ist. Dabei habe ich viele Ecken des Münsterlands kennen lernen können. Des Weiteren konnte ich in dem Zusammenhang viele verschiedene Sachen ausprobieren, wie etwa das „Sondeln“ mittels Metalldetektor, Vermessen mit GPS und Tachymeter und Luftaufnahmen per Drohne aufnehmen. In diesem Zuge habe ich auch einen Drohnenführerschein gemacht.

Außerdem gab es immer Mal wieder kleinere Grabungsmaßnahmen in Form von Suchschnitten, um vor einem flächendeckenden Bodeneingriff festzustellen ob sich dort ein Bodendenkmal befindet, welches gegebenenfalls zunächst ausgegraben werden muss.

Abb. 5) Profilaufnahme der Grube aus welcher wir dutzende Eichel und Samenreste sicherstellen konnten. (Foto: LWL/J.Börger)

Meine bisher letzte Grabung fand im Oktober/November 2023 in Ahsen statt. Dies war auch die erste Grabung die ich vom Anfang bis zum Ende miterleben konnte, also vom Aufbaggern der Fläche bis zum Freigeben eben dieser. Aus den teilweise sehr schönen Befunden der eisenzeitlichen Hofstelle kamen dabei haufenweise Keramikscherben zu Tage. Aus einer der Gruben konnten wir mittels Blockbergung (Abb. 7) auch ein ganzes Keramikgefäß (Abb. 6) bergen: Mein bisher schönster Fund.

Abb. 6) Planumsfoto mit dem Keramikgefäß und einem Haufen Keramikfragmenten. (Foto: LWL/J.Börger)
Abb. 7) Der Gips muss zunächst komplett aushärten, bevor man es vorsichtig umdrehen kann, um die Unterseite ebenfalls einzugipsen. (Foto:LWL/J.Börger)

Ich hatte vor meinem Freiwilligendienst bei der Archäologie noch nie etwas in dem Bereich zu tun gehabt, aber es gefällt mir hier so gut, dass ich mein BFD noch um ein halbes Jahr verlängert habe und Grabungstechnikerin zu meinem Traumberuf geworden ist. Ich arbeite nun darauf hin, hier in Zukunft die Fortbildung machen zu können.

Und ganz lieben Dank an die tollen Kollegen der Außenstelle Münster, die neben der spannenden Tätigkeit, dafür sorgen, dass es mir hier so viel Spaß macht.

Text: Jule Börger