Kultur ohne Grenzen in Weerselo

10.02.2025 Sandra Michalski

Zum Jahresende 2024 stand im Interreg-Projekt zur Trichterbecherkultur noch ein besonders schöner Termin an: Unter dem Titel „Kultur ohne Grenzen“ trafen wir uns am 12. Dezember mit unseren niederländischen Projektpartner:innen sowie Stakeholder:innen des Projekts im niederländischen Weerselo, um die ersten Meilensteine des Projekts zu präsentieren. Veranstaltungsort war Het Stift in Weerselo, eine Klosteranlage aus dem 12. Jahrhundert mit zugehörigem Kirchenbau.

„Het Stift“ in Weerselo. Links die Stiftskirche, rechts die heute als Restaurant genutzte Scheune, die vermutlich zeitweise auch als Kapitelsaal diente. (Foto: Het Stift/ M. Holtermann)

Nach einer Begrüßung durch Gert Harm ten Bolscher, Abgeordneter der Provinz Overijssel, nahmen wir ein kleines Mittagessen mit niederländischen Spezialitäten zu uns. In zwangloser Runde tauschten wir uns dabei über typische Weihnachtsbräuche und Festessen aus. Die weihnachtliche Stimmung setzte sich anschließend im zweiten Teil der Veranstaltung fort: In der adventlich geschmückten Stiftskirche erwartete uns ein Plenum zu den Erfolgen und Zielen des Trichterbecher-Projekts. Die Moderation übernahm unsere Kollegin Ingrid Groenewegen. Zur Erleichterung der Kommunikation war eine Echtzeit-Dolmetscherin vor Ort, deren Übersetzung über bereitgestellte Kopfhörer empfangen werden konnte. Ein Ensemble junger niederländischer Musiker*innen, die beide in Deutschland studiert hatten, sorgte für musikalische Begleitung. Neben einzelnen Projektmitarbeiter:innen kamen auch verschiedene Stakeholder:innen zu Wort. So äußerte Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des LWL, ihre persönliche und wissenschaftliche Freude über den deutsch-niederländischen Austausch. Ten Bolscher betonte den Wert grenzübergreifender Zusammenarbeit. Als Mike Rose, der Förderbeauftragte der Universität Groningen, zu Wort kam, waren wir Deutschen ganz aufgeregt: Niederländisch mit englischem Akzent konnten wir wunderbar verstehen!

In der Stiftskirche tauschen sich (v.l.) Gert Harm ten Bolscher (), Mike Rose (Förderbeauftrager der Universität Groningen), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (Kulturdezernentin des LWL) unter der Moderation von Ingrid Groenewegen (r) über den Fortschritt des Projekts aus. (Foto: LWL/S. Peternek)

Zurück im Stift erwartete uns das Highlight des vergangenen Interreg-Jahres: die Präsentation der kurz zuvor fertiggestellten Wanderausstellung zur Lebensweise der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur in der heutigen Grenzregion. Die Ausstellung vermittelt niedrigschwellig das gemeinsame kulturelle Erbe der niederländisch-deutschen Grenzregion, sowie die Ähnlichkeit der damaligen Menschen zu uns heute. Sie besteht aus acht flexibel platzierbaren Modulen und kann so an verschiedene Räumlichkeiten angepasst werden. Die Exponate in den Schaukästen sind fest verankert, sodass der Aufbau nur wenige Handgriffe benötigt. Über QR-Codes können weiterführende Informationen zu verschiedenen Themenbereichen digital abgerufen werden. Zentraler Eye-Catcher der Ausstellung ist ein bodennahes Schaufenster mit Waldboden, auf dem sich bei genauerem Hinsehen Keramikscherben der Trichterbecherkultur erkennen lassen. In Kombination mit den umstehenden Schaukästen zum Alltag der Trichterbecher-Menschen wird auf diese Weise anschaulich vermittelt, wie viele Informationen sich anhand zunächst unscheinbarer Hinterlassenschaften noch über vergangene Gesellschaften ableiten lassen.

Die im Restaurant aufgebaute Wanderausstellung fand Anklang bei den Teilnehmenden. (Foto: LWL/L. Kopner)

Nach rund drei Stunden Programm kam das Treffen langsam zum Ende. Auf dem Weg zurück zum Auto erwartete uns noch eine kleine Überraschung: Alle Teilnehmende durften sich einen kleinen Trichterbecher mitnehmen und sich unseren neolithischen Vorfahren so noch ein wenig näher fühlen.

Das Team hinter der Erstellung von Datenbank und Ausstellung (v.l. Suzanne Wentink, Provinz Overijssel; Sandra Peternek, AfW; Sigrid van Roode, Provinz Gelderland; Bernhard Stapel, AfW; Theo ten Anscher, RAAP). (Foto: Universität Groningen/ M. Rose)

Autorin: Lea Kopner, LWL-AfW