Zu Gast in Nimwegen - das dritte Partnermeeting des Interreg-Projekts

27.06.2024 Lea Kopner

Teil des Interreg-Projekts zur Trichterbecherkultur sind regelmäßige Partnermeetings, um einander halbjährlich über die Fortschritte der einzelnen Projektteile zu informieren. Zu diesen Meetings laden die verschiedenen Projektpartner im Wechsel ein, um den internationalen Austausch zu fördern und die einzelnen Institutionen kennenzulernen. Am 25.4. trafen wir uns zum dritten Partnermeeting im niederländischen Nimwegen. Gastgeber war diesmal die Provinz Gelderland, die zusammen mit der Provinz Overijssel und der Universität Groningen die niederländische Projektseite ausmacht.

Eingeladen wurden wir in das Museum Kam, das 1919 vom Industriellen Gerard Marius Kam (1836–1922) aus Rotterdam gestiftet wurde. Er hatte als Hobbyarchäologe die römische Geschichte Nimwegens ergraben und wollte seine umfangreiche Sammlung vollständig präsentieren. Das Gebäude wurde daher frei im Stil einer römischen Villa nach damaligen Vorstellungen entworfen.

Das römisch-inspirierte Museum Kam in Nimwegen (Foto: Museum Kam / Flip Franssen).

Nach dem Empfang in der an das Museum angeschlossenen Conciergewohnung wurden wir vom archäologischen Depotleiter Herrn Stephan Weiß-König durch die im Aufbau befindliche Ausstellung geführt. Die Ausstellung wurde als Lehrsammlung konzipiert und soll Studierenden und Forschenden zur Verfügung stehen, weshalb auch Arbeitsplätze und eine Fachbibliothek eingerichtet werden. Gleichzeitig stellt das Museum einen Teil des zentralen Fundarchivs der Provinz Gelderland dar.

Einige der ausgestellten römischen Gefäße (Foto: Museum Kam / Flip Franssen)

Kam hinterließ die Sammlung der Provinz Gelderland und verfügte in seinem Testament, dass sie auch nach seinem Tod im Museum verbleiben und vollständig ausgestellt werden solle, was den heutigen Kurator*innen Kopfzerbrechen bereitet. Die Lösung ist gut gelungen: In den Originalvitrinen finden sich auf Augenhöhe exemplarische Funde, auf den weiteren Regalböden stapeln sich die restlichen Funde der jeweiligen Gattung. Die schiere Fundmasse wirkt auch auf Archäolog*innen beeindruckend und vermittelt anschaulich, wie viel Geschichte sich noch unter unseren Füßen befindet.

Für unser Meeting durften wir schließlich im Gelderland-Saal Platz nehmen, in dem typisch gelderländische Funde ausgestellt werden sollen. Hier tauschten wir uns nun über den Fortgang des Projekts in den einzelnen Teilbereichen aus. Wir Münsteraner präsentierten die Fortschritte der Fundort-Datenbank inklusive der bürokratischen Hürden, die bei der wissenschaftlichen Arbeit über eine Grenze hinweg auftauchen. Trotz kleiner Widrigkeiten in den einzelnen Projektteilen liegt das Interreg-Projekt erfreulicherweise im Zeitplan, was für alle Partner*innen eine Erleichterung und Bekräftigung war.

Der Gelderland-Saal diente als Besprechungsraum (Foto: LWL-AfW / Sandra Peternek).
Gruppenbild im Museumsfoyer. Im Hintergrund ein Wandgemälde des niederländischen Künstlers Johan Sybo Sjollema aus dem Jahr 1948 (Foto: Interreg).

Ein Ziel des Projekts ist die Möglichkeit der transnationalen Zusammenarbeit. Als Nebenprodukt dessen fallen natürlich auch kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden auf, die einen zum Schmunzeln bringen. Spannend sind kleine alltägliche Beobachtungen. So waren wir diesmal in der Mittagspause verblüfft, ein Glas Buttermilch angeboten zu bekommen! Die Niederländer hingegen beklagten, dass Milch zum Mittagessen im Ausland eine Rarität sei. Das nächste Meeting wird im Herbst in der Provinz Overijssel stattfinden. Bis dahin ist die Datenbank hoffentlich schon gut gefüllt. Wir sind schon gespannt, was es dort zu entdecken geben wird!

Text: Lea Kopner M.A., Altertumskommission für Westfalen.

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Kategorien: Außenstelle Münster · Projekte · Steinzeit

Schlagwort: Neolithikum