Das gibt’s doch gar nicht …

30.08.2024 Michael Baales

Die studentische Volontärin Tabea Blatzheim oberhalb der durch eine Raubgrabung freigelegten Mauerpartie einer kleinen nordsauerländischen Burganlage. Unten rechts die „Unterhöhlungs-Grabung“, in der ein weiterer Steinquader sichtbar ist. – Foto: LWL-AfW Olpe/Manuel Zeiler

Das gibt’s doch gar nicht …

Illegale „Grabung“ an einer mittelalterlichen Burg im nördlichen Sauerland

Solche Sachen gab es doch eigentlich früher nur. Jeder, der sich berufen fühlte, nahm den Spaten in die Hand und wollte bekannte (und vermeintliche) Fundstellen in seiner Umgebung „erforschen“, manche tatsächlich aus Interesse an der Vergangenheit und um den Dingen „auf den Grund“ zu gehen, viele aber auch um „Schätze“ auszugraben. Da war früher viel Wildwuchs, mitunter auch bei den vor Inkrafttreten des ersten Denkmalschutzgesetzes NRW 1980 offiziell ernannten „Pflegern“. Viel Substanz ist dabei zerstört worden. In den letzten Jahrzehnten haben derartige Aktivitäten doch stark nachgelassen, sehen wir einmal von den Raubgräbern der illegalen Metallsondenszene ab, die gefühlt immer mehr werden.

Umso überraschter waren wir in Olpe über die Nachricht, dass an einer Burganlage im nördlichen Sauerland offenbar „Grabungen“ stattgefunden hätten, ausgelöst durch freiliegende Steine nach einem Sturmschaden im Bereich umgestürzter Bäume.

Kurzerhand sind wir dann zu Dritt dorthin – und fanden eine gänzlich andere Situation vor. An einer prominenten Stelle des kleinen Burgplateaus sind Teile der Schildmauer aufgegraben worden. Von jüngst umgestürzten Bäumen ist nichts zu sehen. Ganz gezielt ist die Außenfront der Mauer auf wenige Meter freigegraben worden, soweit erhalten, teilweise auch durch eine kleine „Unterhöhlungs-Grabung“, worin ebenfalls Steinquader zu sehen sind. Der gebogenen Mauer ist auch durch einen säuberlich angelegten „Schnitt“ auf dem Plateau ein Stück gefolgt worden.

Einige sorgfältig bearbeite Steinquader bildeten die Basis der Außenfront der ehemaligen Schildmauer. – Foto: LWL-AfW Olpe/Michael Baales

Die freigelegte Steinfront bildet die Außenseite einer zweischaligen Mauer aus sorgfältig zugearbeiteten größeren Bruchsteinquadern. Die innere Mauerschale lag kaum frei, dazwischen war dann kleinstückiges Steinmaterial eingefüllt – die klassische Bauweise für eine derartige Mauer.

Vor der freigelegten Mauerpartie war das abgetragene Erdreich als Halde erhalten, in die Trittstufen eingearbeitet waren, sodass man leichter rauf und runter kam.

Wir waren schon platt. Sowas gab es schon lange nicht mehr zu sehen. Ob die Motivation nun Erkenntnisgewinn oder Schatzsuche war, können wir nicht sicher sagen, vermutlich aber Ersteres, da der Mauer doch ein ganzes Stück gefolgt wurde. Es besteht jetzt das größere Problem, dass die Denkmalhüter und Grundeigentümer nun zusehen müssen, wie die Steine wieder so abzudecken sind, dass das Mauerwerk und damit eine Teilsubstanz des Bodendenkmals durch das anstehende Winterwetter sowie Besuchertritte nicht noch weiter ge- und zerstört wird. Das kostet nun Geld und Aufwand – und sicher auch einige Diskussionen.

Die Mauer wurde über ein kurzes Stück durch Bodenabtrag auch von oben her verfolgt. – Foto: LWL-AfW Olpe/Arne Koch

Zunächst haben aber der Grabungstechniker Lutz Cramer, unser neuer Fortzubildender Arne Koch und unsere neue studentische Volontärin Tabea Blatzheim den Stand der Dinge detailliert dokumentiert.

Zudem konnten wir feststellen, dass dies nicht die erste Raubgrabung an dieser kleinen Sauerländer Burganlage war, sind auf dem Plateau doch weitere, ältere „Grabungsstellen“ sichtbar.

Hoffentlich muss diese Burganlage nicht noch weitere ungeplante Besuche dieser Art ertragen.

Michael Baales

Kategorie: Außenstelle Olpe

Schlagwort: Mittelalter