Glück Auf !

12.12.2024 Michael Baales

Zufriedene Seminarbesucher:innen in der Grube „Landeskrone“ (LWL-AfW Olpe/T. Poggel).

Glück Auf !

Erstmals Seminar zur „Montanarchäologischen Grabungstechnik“ im Siegerland.

Im Arbeitsalltag der Archäologischen Denkmalpflege treten regelmäßig untertägige Objekte auf, die die Archäolog:innen und Grabungstechniker:innen vor besondere Herausforderungen stellen. So werden bei Ausschachtungsarbeiten immer wieder auch alte Bergbau-Stollen oder Höhlen angeschnitten oder für den Naturschutz verschüttete Grubengebäude aufgewältigt, um neue Habitate für Fledermäuse und Amphibien zu schaffen. Insbesondere in Innenstädten sind es alte Keller und die Relikte des Zweiten Weltkrieges – wie Luftschutzbunker und Deckungsgräben –, die durch neue Bauprojekte zerstört werden.

Seit 2012 ist Dr. Manuel Zeiler wissenschaftlicher Referent in der Außenstelle Olpe und seit 2019 Mitglied in der Kommission „Montanarchäologie“ des Verbandes der Landesarchäologien der Bundesrepublik Deutschland. Er und seine Kolleg:innen dokumentierten in der Vergangenheit unzählige untertägige Objekte und professionalisierten in ihrem Arbeitsgebiet die montanarchäologischen Dokumentationsmethoden. Nun wurde das Seminar „Montanarchäologische Grabungstechnik“ ins Leben gerufen, um auch dieses Thema Interessierten im Berufsfeld Archäologie möglichst anschaulich näher zu bringen.

Zu Gast im Feuerwehrhaus in Hilchenbach-Müsen: Grabungstechniker Fabian Geldsetzer referiert über die archäologische Beschreibung und Fundbergung untertage (LWL- AfW Olpe/T. Poggel).

Das erste Seminar zu diesem Themenfeld fand vom 18.-20.11.2024 in Hilchenbach-Müsen (Siegerland, Südwestfalen) statt. Dieses wurde von dem wissenschaftlichen Referenten Dr. M. Zeiler und den Grabungstechnikern (Lutz Cramer, Fabian Geldsetzer, Thomas Poggel und Daniel Riemenschneider) der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen durchgeführt und war dank der gelungenen Kooperation mit dem „Altenberg & Stahlberg e.V.“ und dem „Verein für Siegerländer Bergbau e.V.“  ein voller Erfolg. Ein weiterer Dank gebührt den 16 Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die der Einladung ins Siegerland gefolgt waren; unter ihnen Fortzubildende der Grabungstechnik, Studierende der HTW Berlin (Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik) sowie Mitarbeiter:innen von Grabungsfirmen, der Stadtarchäologien Dortmund und Warendorf, des Landschaftsverbandes Rheinland sowie Mitarbeiter:innen der Landesämter für Denkmalpflege in Hessen und Sachsen-Anhalt.

In einem Theorie-Teil wurden Grundlagen der Montanarchäologie und die Herausforderungen montanarchäologischer Fundstellen vermittelt. Es wurde deutlich, dass es sich dabei um ein interdisziplinäres Feld (Geologie, Geschichtswissenschaft, Paläontologie etc.) mit verschiedenen Verantwortlichen (Bergämtern, Projektentwicklern, Bauherren etc.) handelt. Weitere Schwerpunkte lagen in den Themenkomplexen „Prospektion montanarchäologischer Fundstellen“ sowie „Sicherheit und Arbeitsschutz“.

„Alltag“ im Mittelgebirge: Erste archäologische Erkundung eines neu geöffneten Stollens (LWL-AfW Olpe/T. Poggel).

Der Fokus bei den Praxisübungen im „Stahlberger Erbstollen“ in Müsen lag auf Vermessung und Fotografie untertage. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Rolf Golze und seinem Team vom „Altenberg & Stahlberg e.V.“ konnten sich die Teilnehmer:innen, unter Anleitung und in kleinen Teams, der Herausforderung stellen, in dunkler, feuchter und teils enger Umgebung zu messen – mittels klassischem Schnurzeug, Tachymetrie und 3D-Laserscan. Dies wurde ebenso souverän gemeistert wie die Anfertigung untertägiger Befund- und Überblicksfotos mit Stativ und Lichtmalerei (Langzeitbelichtung und Ausleuchtung mit starken Taschenlampen). Hemmschwellen wurden abgebaut und schnell wuchs die Erkenntnis, dass eine adäquate archäologische Dokumentation untertage selbst mit einfachem Equipment erstellt werden kann.

  • Dr. Manuel Zeiler erläutert die Montanregion Siegerland (LWL- AfW Olpe/T. Poggel).

  • Die Kolleg:innen beim Besuch der mittelalterlichen Bergbausiedlung „Altenberg“ (LWL- AfW Olpe/T. Poggel).

  • Praxisübung unter Tage: Volle Konzentration bei der Fotografie (LWL- AfW Olpe/T. Poggel).

  • Eine wichtige Erkenntnis: Untertage geht es nur im Team (LWL- AfW Olpe/T. Poggel).

Das Seminar wurde durch zwei Exkursionen abgerundet. Die Erste führte zur bedeutenden Bergbauwüstung „Altenberg“, die auf dem gleichnamigen Berg zwischen Müsen und Kreuztal-Littfeld liegt. Dort fanden bereits 1969 und in den Folgejahren montanarchäologische Grabungen mitsamt der Untersuchung mittelalterlicher Schächte statt. Bei der zweiten Exkursion nahm Meinhard Weber, Vorsitzender des Vereins für Siegerländer Bergbau e. V., die Teilnehmer:innen mit ins Zeitalter der Industrialisierung: Gekonnt und mit viel Detailwissen stellte er die Grube „Landeskrone“ in Wilnsdorf mitsamt den Forschungsaktivitäten und untertägigen Grabungen vor. Am ehemaligen Standort einer der ersten untertägigen Dampfmaschinen im Siegerland wurden gemeinsam die möglichen montanarchäologischen Dokumentationsmethoden und potentielle Interpretationen diskutiert.

Das Feedback des praxisnahen Seminars war sehr positiv und es wurde deutlich, dass auf die eine oder andere Art von der Veranstaltung profitiert und Ideen für den eigenen Arbeitsbereich mitgenommen wurden. Ein zweiter Teil der „Montanarchäologischen Grabungstechnik“ ist somit schon in Planung.

Thomas Poggel M.A.

 

https://www.stahlbergmuseum.de

https://bergbau-siegerland.de

https://www.altertumskommission.lwl.org/de/publikationen/downloads/montanarchaologie-westfalen/