Jugendwashütte?

02.07.2025 Michael Baales

Hamm: Ausgrabung einer mittelalterlichen Hofstelle. Hier putze ich gerade ein senkrechts Profil durch eine alte, verfüllte Siedlungsgrube. – Foto: LWL-AfW Olpe/Fabian Geldsetzer

Jugendwashütte?

Mein FSJ in der Denkmalpflege bei der Außenstelle Olpe

Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht, was nach dem Abi kommt, doch eins stand fest: direkt studieren wolle ich auch nicht.

Es fühlt sich an, als hätte mein FSJ in der Denkmalpflege gestern erst begonnen, aber tatsächlich endet es schon in 2 Monaten, und in einer Woche findet das Abschlussseminar mit den anderen Freiwilligen meines Jahrganges statt.

Kein Wunder, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist, denn es gab immer etwas Neues zu tun.

Als FSJler:in in der Archäologie wird man vielseitig eingesetzt. Oft sind wir im Außendienst, das heißt meistens archäologische Baustellenbegleitung oder wir überprüfen Bauflächen mit Sondagen vorab, um neue Bodendenkmäler zu entdecken und diese so vor Beschädigung oder gar Zerstörung bei Bauvorhaben zu verhindern. Wenn man bei diesen Sondagen archäologische Befunde aufdeckt, also Verfärbungen im Boden, welche darauf hindeuten, dass Menschen früher auf dieser Fläche in den Boden gegraben haben, sei es um Häuser zu errichten, ihre Toten zu begraben, oder einfach nur um Müll zu vergraben, werden diese zunächst im Planum eingemessen und dokumentiert. Dann legt man Profile an, sodass man eine Querschnitt des Befundes erhält und eventuelle Funde entnehmen kann. All diese Schritte hat man mir beigebracht.

Siegen: Dokumentation eines Schutzbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg. – Foto: LWL-AfW Olpe/Arne Koch.

Meine Außenstelle in Olpe arbeitet auch des Öfteren unter Tage, beispielsweise in der Bergbaugrube Landeskrone im Siegerland oder in der Untertageverlagerung (vom dem Ende des Zweiten Weltkriegs) Schwalbe 1 bei Hemer im Hönnetal oder eine Schutzbunker in Siegen. Diese unterirdischen Strukturen werden eingemessen, mit dem 3D Scanner eingescannt und natürlich auch fotografisch dokumentiert. Die Untertage-Fotographie ist eine Wissenschaft für sich, da man das Spiel von Licht und Schatten ausnutzen muss, um die Tunnel und Stollen verständlich darzustellen.

Wenn es gerade keine Außeneinsätze gibt, ist es Zeit für den Innendienst. Zum einen musste ich mich um die Fundbearbeitung kümmern, also die Funde aus dem Außendienst, größtenteils Keramik, vorsichtig reinigen, zum Trocknen auslegen, gegebenenfalls auch mal zusammensetzen und kleben und dann ordentlich zusammenräumen, damit sie ins Zentrale Fundarchiv nach Münster geliefert werden können. Außerdem muss die Dokumentation (Beschreibungen, Zeichnungen und Fotos) von Grabungen in eine Datenbank eingetragen werden.

Die Tätigkeit in der Einsatzstelle wird ergänzt durch Seminare der Jugendbauhütte (JBH), in welchen es nicht spezifisch um Bodendenkmalpflege/Archäologie geht, sondern um Denkmalpflege im Allgemeinen und historisches Handwerk. Beispielsweise gab es ein Seminar, in dem wir uns selber an der Steinbildhauerei versuchen durften. Ein anderes Mal begaben wir uns in Münster auf eine Spurensuche des Barocks. Ein wichtiger Bestandteil dieser Seminare ist natürlich auch der Austausch zwischen den FSJler:innen, wir stellen uns gegenseitig die Einsatzstellen vor und sitzen generell einfach viel zusammen und reden über den Arbeitsalltag in den Einsatzstellen.

Die Jugendbauhütten sind ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, in Trägerschaft der internationalen Jugendgemeinschaftsdienste. Ein FSJ in der Denkmalpflege zielt darauf ab, dass Jugendliche verstehen, was Denkmäler sind, wieso wir sie schützen müssen und schließlich auch selbst einen Beitrag dazu leisten können.

Das FSJ hilft außerdem sehr gut bei der beruflichen Orientierung und ist ein guter erster Schritt in Richtung Selbstständigkeit und Berufsleben

Mein FSJ ist fast vorbei, und der neue Zyklus beginnt im September 2025. Die AS Olpe sucht noch, nach einem/einer Nachfolger:in für mich. Bewerben kann man sich auf der Webseite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ( https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erleben/jugendbauhuetten/bewerben.html ). Um bei der LWL-Archäologie für Westfalen zu landen, muss man sich zuerst für die JBH NRW-Westfalen bewerben und kann sich erst dann für eine spezifische Einsatzstelle entscheiden.

Anna Sophie Schneider

Kategorien: Außenstelle Olpe · Hinter den Kulissen · BFD / FSJ

Schlagwort: Olpe