Leider zu spät

14.07.2023 Michael Baales

Hilchenbach-Müsen (?). Die sorgfältig vollständig überschliffene, auf der Unterseite stark beschädigte kleine Steinbeilklinge wurde später als „Retuscheur“ zur Feinbearbeitung von Feuersteingeräten genutzt, wie die kleinen Vertiefungen (Narbenfeld) auf der Oberseite zeigen. – Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales

Leider zu spät

Ein Altfund und „sein“ Problem

Immer wieder gelangen Fundmeldungen von sog. Altfunden in die Außenstelle. Dabei handelt es sich um Objekte, die zumeist Jahrzehnte in Sammlungen oder bei Privatleuten schlummerten, bevor sie zur Registrierung und weiteren Bearbeitung beim zuständigen Fachamt landeten. Erschwerend kommt hinzu, dass die genauen Fundumstände und vor allem Fundorte meist unbekannt sind, so dass diese Stücke nur recht vage „verzettelt“ werden können.

Doch damit sind sie leider für die weitere Forschung und die Fortschreibung der ältesten Landesgeschichte nur eingeschränkt nutzbar. Entscheidend wichtig ist immer der Fundkontext: ist der Fundort bekannt, so können z.B. bei anstehenden Bauarbeiten auch entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, die sonst vielleicht unterblieben wären.

Letztlich sind derartige Altfunde nur mehr „Antiquitäten“, vielleicht besondere, vielleicht auch wertvolle (auch in einem nichtmateriellen Sinne) – aber letztlich nur Objekte ohne Kontext.

Solch ein Fall kam mir jetzt kürzlich wieder zur Kenntnis. Bei einem Besuch bei Helmut Baldsiefen in Netphen, der mir seine neuesten Steinartefakt-Funde aus seinem Arbeitsgebiet vorlegte (darunter wieder einige interessante Stücke von dem spätmesolithisch-neolithischen Fundplatz bei Dreis-Tiefenbach) übergab er mir auch eine Steinbeilklinge aus Kieselschiefer. Das beschädigte Stück gehörte einem schon vor einiger Zeit verstorbenen Mann, der früher in Hilchenbach lebte. Seine Nachfahren wussten um Baldsiefens Interessen und ihn fragten nun, ob unter den Fundstücken im Nachlass (sonst waren nur unbearbeitete Gerölle vorhanden) Interessantes sei. Das ist eine neolithische Steinbeilklinge aus dem Siegerland natürlich allemal, jedoch ist heute leider nicht mehr bekannt, als dass sie einige Jahre vor dem Tod des Hilchenbachers wohl am Altenberg bei Hilchenbach-Müsen – möglicherweise auf einer wild abgekippten Halde – gefunden worden war.

Damit ist dieses Stück – aufgrund des trapezförmigen Umrisses datiert es vermutlich in das Spätneolithikum um ca. 3000 v. Chr. – leider nur eine „Antiquität“.

Es ist wichtig, dass wir derartige Funde zeitnah zur Auffindung zur Kenntnis bekommen, da nur dann Fragen zur Herkunft etc. beantwortet werden können. Erst dann sind sie richtig wertvoll für uns und ein neues Puzzelsteinchen, das die Vergangenheit einer Region weiter erhellt.

Und ja, in der Regel gehen die Stücke auch an den Finder zurück.

Michael Baales

Schlagworte: Siegerland · Neolithikum