Unmittelbar danach wurden Verschalungen gesetzt, Armierungen eingebaut und ein Betonfundament gegossen, welches über die Grabungsfläche hinausragt. Darauf wurden Metallständer gesetzt, die die Wände und das Dach des Schutzbaus tragen, die ebenso zügig installiert wurden. Im Herbst 2019 war das geplante Bauwerk errichtet und mit großen Fenstern in den Sichtnischen versehen.
Der Moment der Wahrheit
Unter großer Spannung enthüllten wir nun die Folien und entfernten die stabilisierenden Sandsäcke. Gab es Schäden durch die Bauarbeiten? Hatten die Tiefbauarbeiten zu Erschütterungen und Rissen der Lehmbefunde geführt?
Erleichtert stellten wir fest, dass sämtliche Baumaßnahmen keine Schäden an der Denkmalsubstanz bewirkt hatten. Der immense personelle Aufwand in der Begleitung aller Teilschritte durch die LWL-Archäologie und dem Trägerverein hatte sich ausgezahlt!
Restaurator:innen der Firma ‚Restaurierung am Oberbaum GmbH, Berlin‘ widmeten sich nun sachkundig der Ausgrabungsfläche. Sie stabilisierten und reinigten das gesamte Areal und entwickelten Konzepte zur langfristigen Bewahrung der Befunde. Die Firma wurde beauftragt, da sie mit der Konservierung ähnlich komplexer archäologischer Ausgrabungsbefunde im Hafenareal der Hansestadt Lübeck jahrelange Erfahrung besitzt.
Soweit, so gut. Alles lief scheinbar nach Plan …
… und dann blieb die Zeit stehen – jahrelang
Niemand hatte 2019 mit einer globalen Pandemie gerechnet, die seit dem Frühjahr 2020 die Projektplanung durchkreuzte – über Jahre! Gleichzeitig mussten wir die Erfahrung sammeln, dass der realisierte Schutzbau nicht geeignet war, die sensiblen Befunde langfristig zu bewahren, was ganz neue Herausforderungen mit sich brachte. Schließlich hätte niemand damit rechnen können, dass sowohl die Pandemie als auch der Überfall Russlands auf die Ukraine scheinbar simple Lieferketten der globalen Wirtschaft ab 2022 durchkreuzen würden.
Der Zeitraum 2020 bis Ende 2023 stellte somit einen massiven Einschnitt für das Gerhardsseifen-Projekt dar.