Wandert man zwischen den Städten Lichtenau und Willebadessen über das Eggegebirge, so stößt man auf zwei bis zu 20 m tiefe und 200 m lange Einschnitte im Fels. Deren gerader Verlauf offenbart schnell, dass ihr Entstehen nicht natürlich ist. Bei diesem imposanten Bodendenkmal handelt es sich um die Überreste der im Volksmund so genannten Alten Eisenbahn, die derzeit Gegenstand archäologischer Untersuchungen durch die LWL-Archäologie für Westfalen ist.
Im Jahr 1841 schlossen die preußische Krone, die Herzogtümer Sachsen-Weimar-Eisenach und Sachsen Coburg-Gotha sowie das Kurfürstentum Hessen einen Vertrag, miteinander eine Ost-West verlaufende Eisenbahntrasse zu bauen. Zur Umsetzung dieses Vorhabens wurde kurz darauf in Paderborn die „Cöln-Minden-Thüringer Verbindungs-Eisenbahngesellschaft“ gegründet, eine von privaten Investoren getragene Kapitalgesellschaft. Die Bahnstrecke sollte zwischen der hessisch-westfälischen Landesgrenze und Lippstadt verlaufen.
Die größte Herausforderung der Strecke stellte die Überwindung des Eggegebirges dar, das schließlich zwischen Lichtenau und Willebadessen (Kr. Paderborn und Höxter) mittels eines Tunnels durchquert werden sollte. An dieser Entscheidung war maßgeblich der für den Bau der Strecke engagierte Oberingenieur Pickel beteiligt, der sich durch seine Erfahrungen beim Eisenbahnbau in England qualifiziert hatte. Schließlich begannen im Jahr 1846 die Bauarbeiten an dem 560 m langen Tunnel.