Windparks und Bodendenkmäler im Wald

28.04.2025 Michael Baales

Jetzt auch zunehmend in den Wäldern: Windparks (Foto: LWL-AfW Olpe/Hermann Menne).

Windparks und Bodendenkmäler im Wald

Informationsveranstaltung der Außenstelle Olpe für archäologische Fachfirmen

Die Energiewende ist auch in Westfalen im vollen Gang. Dies ist sehr eindrücklich in der gesamten Region durch die rasant wachsende Zahl von Windenergieanlagen zu erkennen, die umgangssprachlich auch als Windräder oder Windmühlen bezeichnet werden.

Diese Entwicklung ist noch relativ jung, denn erst 2022 mit dem ‚Gesetz zur Festlegung von Flächenbedarfen für Windenergieanlagen an Land‘ (WindBG) wurden vom Bund die Rahmenbedingungen definiert, so dass auch in Nordrhein-Westfalen die Anlage von Windparks gesteigert werden mussten. Bis 2032 muss das Bundesland 1,8 % der Landesfläche für Windenergieanlagen ausgewiesen haben.

Beschleunigt wurde diese Entwicklung mit dem ‚Wind-an-Land-Gesetz‘, dem sogenannten Windenergieerlass der Landesregierung vom 3. Juli 2024, der Planverfahren beschleunigt und den Bau von Windenergieanlagen in Wäldern ermöglicht. Da zudem die Trockenheit 2018-2020 zu einer Borkenkäfermassenausbreitung führte, in deren Folge riesige Fichtenforste abstarben, ist für die gebeutelten Waldeigentümer die Verpachtung von Waldflächen für den Bau und Betrieb von Windenergieanlagen wirtschaftlich interessant geworden.

Die Maßnahmenflächen beim Bau der Windparks sind riesig und erheblich größer als nur die Standfläche des Windrades. Hier im Bild ist die Kranstell- und Lagerfläche für ein Windrad zu sehen, deren Vegetation bereits abgemulcht wurde (Foto: LWL-AfW Olpe/Fabian Geldsetzer).

Seit 2023 wurden folglich der LWL-Archäologie für Westfalen (LWL-AfW) immer mehr Planungen zur Errichtung von Windparks bekannt. Im Süden Westfalens, im Regierungsbezirk Arnsberg, werden diese mittlerweile überwiegend in Waldgebieten geplant. Diese wurden bisher meist als Fichtenplantagen genutzt, doch liegen auf diesen Flächen auch Zehntausende archäologisch relevanter Strukturen, wie Meiler, Pottaschesiedereien, Hohlwege, Landwehren, Podien, Ackerraine, Wallanlagen, Altbergbaustrukturen oder Feldbefestigungen. Die Außenstelle Olpe der LWL-AfW ist folglich zunehmend damit beschäftigt, in Beteiligungsverfahren Planflächen für Windenergieanlagen zu prüfen. Dabei ist grundsätzlich von Bedeutung, dass die eigentliche Fundamentfläche des Windrades nur ein Bruchteil derjenigen Fläche ist, die beim Bau der Windenergieanlage betroffen ist. Tatsächlich sind nämlich die Materiallager- und die Kranstellflächen sowie die zu erweiternden Zuwegungsflächen erheblich größer und bedeuten umfangreiche Bodeneingriffe. Dies führt unweigerlich dazu, dass zukünftig eine Vielzahl der oben aufgelisteten archäologischen Strukturen betroffen sind und – sofern nicht eine Umplanung erreicht werden kann – archäologisch ausgegraben werden müssen.

Grundlage hierfür ist aber zuerst die Erfassung (Prospektion) dieser Bodendenkmäler, damit überhaupt eine fachliche Stellungnahme an die Planerinnen und Planer der Windparks möglich ist. Dies wird durch Fernerkundungsmethoden (z.B. Auswertung des Digitalen Geländemodells) und durch Geländebegehungen erreicht. Die Außenstelle Olpe hat dies bis 2023 mit eigenen Kräften vermocht, stößt aber seit 2024 aufgrund der stetig wachsenden Zahl an Windpark-Antragsflächen an ihre Kapazitätsgrenzen. Zum Glück existieren aber in Nordrhein-Westfalen und in der Nachbarschaft kompetente archäologische Fachfirmen, die die Prospektion auf Windpark-Planflächen durchführen können. Dies geschieht dann, wenn die LWL-AfW in einem Antragsverfahren ein Fachgutachten fordert, dessen Ergebnis die Erkundung der Maßnahmenflächen nach Bodendenkmäler beinhaltet.

2023-2024 wurden hierzu erste Erfahrungen gesammelt und ein geeigneter Workflow sowie Prospektionsstandards entwickelt. Beides war Gegenstand einer Informationsveranstaltung der Außenstelle Olpe in Hagen für archäologische Fachfirmen, an dem am 9. April 2025 sogar von weither angereiste Kolleginnen und Kollegen teilnahmen.

  • Mit einer Informationsveranstaltung stellte die Außenstelle Olpe im LWL-Freilichtmuseum Hagen die Abläufe und Herausforderungen von Prospektionen in Waldgebieten dar (Foto: LWL-AfW Olpe/Fabian Geldsetzer).

  • Die Informationsveranstaltung umfasste auch einen Exkursionsteil, an dem die Teilnehmenden Problemzonen der Fernerkundung und typische Bodendenkmäler Südwestfalens diskutierten (Foto: LWL-AfW Olpe/Fabian Geldsetzer).

  • Elf Archäologinnen und Archäologen nahmen an der Veranstaltung teil und nahmen dabei teilweise weite Anfahrtswege in Kauf (Foto: LWL-AfW Olpe/Fabian Geldsetzer).

Die Veranstaltung gliederte sich in einen theoretischen Teil und in eine Exkursion. Der Theoriepart umfasste die gesetzlichen Grundlagen, die Verwaltungspraxis, den Workflow zwischen allen Beteiligten bei Windparkplanungen, die grundsätzlich notwendigen Anwendungen der Fernerkundung, die Durchführung der Prospektionen sowie den Datenabgleich zwischen Fachfirma und LWL-AfW.

Im zweiten Teil fuhren die Teilnehmenden in benachbarte Waldflächen und begutachteten Denkmalareale, die entweder charakteristische Bodendenkmäler Südwestfalens darstellen oder aber problematisch in der Bewertung von Fernerkundungsmethoden sind.

Die Resonanz der Teilnehmenden war positiv! Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit in den Wäldern Südwestfalens und danken abschließend der Verwaltung der LWL-AfW für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung und dem LWL-Freilichtmuseum in Hagen für die Bereitstellung des Tagungsraumes!

Dr. Manuel Zeiler