Wir trauern um Christian Heinrich Emil Weber

26.03.2025 Michael Baales

Abbildung: Christian Weber interessierte sich für Bergbau auch überregional, wie hier im Erzgebirge 2020 (Foto: H. Rixen).

Wir trauern um Christian Heinrich Emil Weber

Ein verdienter Heimatforscher

Am 20. März 2025 wurde Christian Heinrich Emil Weber unter Anteilnahme vieler Trauernder auf dem Friedhofswald Siegen bestattet. Christian Weber verstarb am Dienstag dem 11. März 2025 nach schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren.

Christian Weber, Jahrgang 1962, war gelernter Fernmeldeanlagenelektroniker sowie später Informationstechnikermeister. Er aber war vielseitig interessiert und engagiert. Hierzu zählte sein Einsatz für die Feuerwehr und besonders die Führung der Emil Weber GmbH & Co. KG. Die Anwesenheit Siegerländer Feuerwehrleute in Uniform während der Bestattungszeremonie, sowie die Traueranzeige der Elektro-Innung Siegen lassen erkennen, dass Christian Weber in beiden Branchen geschätzt wurde. Auch Trauernde des Vereins für Siegerländer Bergbau e.V. nahmen in Bergkitteln teil und erwiesen dem prominenten Vereinsmitglied Ehre.

Der folgende Beitrag veranschaulicht Christian Webers Verdienste für das kulturelle Erbe der Montanregion Siegerland.

Christian Weber erzählte mir vor einigen Jahren, dass er sich bereits seit seiner Jugend besonders für die Wirtschafts- und Montangeschichte des Siegerlandes interessierte. Aktiv wurde er in diesem Themenfeld ab 2013: In diesem Jahr fand der Internationale Bergbau- & Montanhistorik-Workshop (IBMW) – die bedeutendste Fachtagung zu Altbergbau im deutschsprachigen Raum – im Siegerland statt. Der Altenberg & Stahlberg e.V. Müsen richtete die Veranstaltung mit einer Vielzahl an Vorträgen und Exkursionen aus. Christian Weber nahm teil und war begeistert. Jennifer Garner (Deutsches Bergbau-Museum Bochum) und ich führten dabei eine Exkursion zu eisenzeitlichen Verhüttungs- und Schmiedeplätzen im zentralen Siegerland durch, präsentierten mittelalterliche Werkplätze und Pingenfelder und schlossen in der Köhlerei Reinhold Wagners in Walpersdorf ab. Christian Weber war diskussionsfreudiger Teilnehmer dieser Exkursion. Vielleicht auch deswegen folgte sein Beitritt beim Verein für Siegerländer Bergbau e.V. noch im gleichen Jahr.

Christian Weber war an der Neugestaltung des Bergbauwanderweges Eisernhardt beteiligt, der nach umfassenden Arbeiten des Vereins 2016 neu eröffnet werden konnte (https://www.lwl-archaeologie.de/de/blog/siegen-eisernhardt/). Als die Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen auf Initiative und in Kooperation mit dem Verein für Siegerländer Bergbau e.V. sowie dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum den Tiefen Stollen Landeskrone öffnen ließen und montanarchäologisch erforschte, nahm Christian dabei an der archäologischen Ausgrabung in der Kesselhalle teil. Diese ergab, dass Ende des 19. Jahrhunderts lediglich die Nieten der Kesselanlagen vor Ort zurückgelassen worden waren. Schon damals beeindruckte Christian durch sein technisches Wissen, da er sich in die Dampfmaschinentechnologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts eingearbeitet hatte. Während die Archäologische Denkmalpflege sich dieses Wissen erst mühsam erarbeiten musste. Christian Weber war ein wichtiger Ideengeber zur Deutung der montanarchäologischen Strukturen untertage.

Christian Webers Arbeit war immer außerordentlich professionell und er teilte gerne seine Ergebnisse. Er erstellte beispielsweise auf Grundlage des Digitalen Geländemodells Nordrhein-Westfalens (DGM1 NRW) eine siegerlandweite Überblickskarte zum Altbergbau im Siegerland mit mehreren hundert Einträgen. Selbstlos stellte er sie der Außenstelle Olpe zur Verfügung und sie ist bis heute grundlegend bei Planverfahren im Kontext mit Altbergbau. Auch initiierte er einen Mail-Verteiler zum Themenfeld Altbergbau, über den er Interessierte vernetzte und über neue Publikationen und aktuelle Aktivitäten informierte. Leider beendete die Einführung der Datenschutzgrundverordnung diese Plattform 2018.

Christian Webers größte Leistung ist aber fraglos der ‚EisenZeitReiseWeg‘, der aus einem Informationspfad sowie einem Schutzbau über einem mehrperiodigen Hüttenplatz (Eisenzeit und Mittelalter) am Gerhardsseifen in Siegen-Niederschelden besteht. Nachdem dort 2012 Ausgrabungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, der Ruhr-Universität Bochum und der Außenstelle Olpe überregional bedeutende Befunde der frühen Eisenerzeugung freigelegt hatten, wurden diese auf lokale Initiative hin nicht weiter ausgegraben, sondern winterfest zugeschüttet. Lokale Interessierte und Heimatforscher forderten die Bewahrung und Präsentation der herausragenden archäologischen Befunde. Dass dies heute möglich ist – der EisenZeitReiseWeg wurde vor knapp einem Jahr eröffent (https://www.lwl-archaeologie.de/de/blog/es-ist-vollbracht-eroffnung-von-zeitreiseweg-und-schutzbau/) – ist ganz wesentlich Christian Weber zu verdanken. Er stieg bald nach den Ausgrabungen in die Projektgruppe ein und übernahm rasch eine organisatorische Führungsrolle im 2016 gegründeten Trägerverein ‚Ein Siegerländer Tal e.V.‘ (https://einsiegerlaendertal.de/).

Christian war unermüdlich und hartnäckig in Verhandlungen zur Ausgestaltung des Schutzbaus, erreichte mit zahlreichen Führungen und Vorstellungen ein bemerkenswertes Sponsoring durch die heimische Wirtschaft und brachte sich technisch sowie inhaltlich progressiv in das Gesamtprojekt ein.

Beispielsweise entwickelte Christian nach aufwändigen Berechnungen die Abschattungen am Schutzbau oder die Ablüftung des Schutzbauinneren. Herausragend ist das Beleuchtungsdesign, das Christian zur Begleitung und Pointierung der Darstellung der archäologischen Befunde umsetzte.

Inhaltlich nahm Christian großen Einfluss auf das Gesamtprojekt, indem er den Bezug zwischen frühester Eisenproduktion und heutiger Metallverarbeitung in der Region herstellte. Wichtigster Ausdruck dieses Engagements ist die erste Station des EisenZeitReiseWegs mit der eindrucksvollen Präsentation lokaler Metallprodukte.

Christian Weber plante, zukünftig mit Begehungen des Trägervereins archäologisch relevante Fundstellen in der Region zu suchen bzw. bekannte Fundstellen neu zu beschreiben. Erste erfolgreiche Begehungen fanden bereits statt und lieferten wichtige neue Erkenntnisse zu altbekannten Fundstellen.

„Du hattest noch so viele Pläne und Ziele. Doch zu wenig Zeit.“ Diese Überschrift der Todesanzeige Susanne Bork-Webers und Familie beschreibt klar die Lücke, die Christians Tod hinterlässt. Christian vermittelte noch einen Tag vor seinem Tod die komplexe Elektrik im Schutzbau an einen Nachfolger.

Nun werden wir Christian Weber sehr vermissen, als Heimatforscher, als Mitstreiter, als Freund.

Manuel Zeiler

Kategorien: Außenstelle Olpe · Hinter den Kulissen

Schlagworte: Olpe · Siegerland · Bergbau