Auf dem Holz(bohlen)weg?

27.01.2021 Corinna Hildebrand

Dr. Werner Best, ehemaliger Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen der Außenstelle Bielefeld, veranlasste, dass die untere Denkmalbehörde die Arbeiten auf der Baustelle stoppte und die Außenstelle in Bielefeld informiert wurde.

In 1,30 m Tiefe steckten die Hölzer im Profil und waren von mehreren Schichten der Zeit seit Aufgabe des Weges überlagert. (Foto: LWL/M. Hahne)

Beim Eintreffen der Mitarbeiterin auf der Baustelle lag ein kleiner Teil des Kanalgrabens offen, doch auf dem längsten Teil des Straßenverlaufs war der Kanal schon verlegt und verfüllt worden. Im Nordprofil des Grabens befanden sich Hölzer in situ.
Sie lagen nebeneinander quer zum heutigen Straßenverlauf in Nord-Süd-Richtung, ragten aus dem Profil heraus und waren 0,12 – 0,20 m breit.
Die Hölzer befanden sich ca. 1,30 m unter dem heutigen Straßenniveau in einem grauen, lehmigen Stauwassermaterial. Diese Schicht bedeckt die Hölzer, die nur einlagig vorhanden waren, mit einer 0,10 m dicken Lage.

Die Lage der Hölzer im Planum war nicht mehr vollständig. (Foto: LWL/M. Hahne)

Um einen Eindruck von der Lage der Hölzer im Planum zu bekommen, wurde eine 2,00m x 4,00 m große Fläche geöffnet. Die Hölzer lagen auf einer Breite von 3,20 m und bestanden aus Zweigen, Rundhölzern und Stämmen verschiedenster Größe.


Ein hölzerner Bohlen- oder Knüppelweg ist ein durch Rundhölzer befestigter Weg, der durch schwer befahr- oder begehbares Gebiet oftmals über mehrere Kilometer verläuft und zur Überquerung durchnässter Bereiche mit tragfähigem Grund dient. (Becker/Rudolf: Auf dem Holzweg). Ohne diese Wege wäre eine ganzjährige Überquerung nicht möglich gewesen. Erforscht wurden Bohlenwege vielfach in der Moorarchäologie (Hajo Hayen). Die ältesten bekannten Bohlenwege sind aus der Jungsteinzeit um 4500 v.Chr., also 1000 Jahre vor der ältesten Raddatierung. Somit wurden diese Holzwege nicht nur für den fahrenden Verkehr sondern auch als Fußwege angelegt. Gelegentlich wurden die Wege auch mit Flechtmatten oder Soden abgedeckt, um die Oberfläche zu erhöhen, das Holz zu schützen oder um ein Ausrutschen auf nassem Holz zu vermeiden.

Eine große Anzahl von verschieden großen Hölzern wurde beim Verlegen des Kanals geborgen. (Foto: LWL/M. Hahne)

Der Holzweg in Wallenbrück wurde auf einer Länge von 60,00 m beobachtet oder geborgen und begann auf der Höhe der Marienkirche. Diese wurde 1060 gegründet (Dietrich Korthals: Die Marienkirche). Er kann eine Verbindung zwischen der Kirche Wallenbrück und der Kirche Spenge gewesen sein.


In den meisten Fällen waren die Wege mehrlagig, um das Einsinken beim Auftritt zu verhindern, das Gewicht wurde großflächig verteilt. In den von den Bauarbeitern geborgenen Hölzern befanden sich auch wenige lange Schalenbretter, von denen man annehmen kann, dass sie die Auflage des Bohlenweges bildeten.

Es war angenehmer, über ebene Bretter als über ungleichmäßige Rundhölzer zu gehen. (Foto: LWL/M. Hahne)

Die obere Schicht wurde wohl bei der Aufgabe des Weges anderweitig genutzt (Bau- oder Brennholz). Der heutige Straßenverlauf ist mit dem damaligen identisch und führt in Richtung Spenge.
Da keine Funde vorlagen, die eine Altersbestimmung zulassen, wurden mehrere Hölzer geborgen, die in einem Institut in Köln dendrochronologisch untersucht werden. Die noch vorhandenen Hölzer wurden durch die Baumaßnahme entfernt.

Text: Maria Hahne