Freiwilliges Jahr in der LWL-Archäologie in Olpe 2020/2021

27.01.2021 Carolin Steimer

Willebadessen in Ostwestfalen. Bei heißem Wetter arbeite ich mit den Archäologen und Studierenden zusammen (LWL-AfW Olpe/Michael Baales).

Meine ersten zwei großen Erlebnisse während des freiwilligen Jahres

Eine zweiwöchige Grabung in Willebadessen

Ich bin Marleen Korte. Seit dem 1. September 2020 arbeite ich als Freiwillige bei der Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen in Olpe. Ich interessiere mich für Archäologie und Geschichte, deswegen möchte ich nach meinem freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege in diese Richtung studieren.

Ende September durfte ich die Kollegen zu der Prüfungsgrabung von Lutz Cramer, einem unserer Grabungstechniker, in Willebadessen begleiten. Es war meine erste Ausgrabung. Für mich dauerte sie nur zwei Wochen, in denen ich in einem Hotel untergebracht war, da die Entfernung zwischen Olpe im Südsauerland und dem ostwestfälischen Willebadessen zu groß ist.

Bei der Grabung konnte ich erste wichtige Eindrücke und Erfahrungen sammeln.

Ich lernte die speziellen Werkzeuge kennen, wie diverse Spaten und Kellen, die Archäologen bei Grabungen benutzen. Mit diesen durfte ich dann die bereits angefangenen Schnitte in einem „Grabenkopf“ eines jungsteinzeitlichen Erdwerks bearbeiten. Es musste Planum für Planum von der Grabungsfläche weggekratzt werden, bis die ungestörte, natürliche Mergelschicht erreicht war. Zuerst wurde die Fläche bis zur gewünschten Ziel-Höhe grob gekratzt und geputzt. Danach wurde dieses Planum noch einmal nahezu erdkrümelfrei fein geputzt, sodass es mit allen freigelegten Funden und Befunden fotografiert und dokumentiert werden konnte.

Außerdem durfte ich erste Vermessungen vornehmen, um beispielsweise die Höhe des Planums zu bestimmen oder die Stelle zu dokumentieren, an der ein Fund entdeckt worden war. Es wurden zum Beispiel Holzkohlen oder Zähne eingemessen.

Schon nach wenigen Tagen habe ich Keramikscherben und Feuersteinartefakte gefunden. Dabei habe ich mir aber immer durch einen Kollegen bestätigen lassen, dass ich auch wirklich Keramik oder Silex gefunden habe. Nachdem die Funde eingemessen worden waren, wurden sie in Plastikbeutel mit einem passenden Fundzettel verpackt.

Ich habe auch gelernt, wie man ein Planum und Profile zeichnet. Dabei muss sehr genau gearbeitet werden. Es war sehr wichtig, dass die im Planum zu sehenden Steine genau den gleichen maßstäblichen Abstand auf dem Zeichenblatt haben müssen wie in der Realität. Bei dieser eher etwas entspannteren Aufgabe konnte ich kurz meine Hände schonen, die durch das Kratzen doch inzwischen sehr wehtaten.

Während der Grabung konnte ich einen sehr guten Einblick in die Arbeit von Archäologen bekommen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, es war sehr interessant und ich kann mir immer noch vorstellen, später in diesem Bereich zu arbeiten.

  • Das jeweilige Planum wird mit Hilfe von kleinen Kellen fein geputzt (LWL-AfW Olpe/Lutz Cramer).

  • Langsam geht es tiefer: Kratzen mit Kellen in einem Quadranten (LWL-AfW Olpe/Michael Baales).

Bergung des Mittelalterbootes aus der Lippe

Mitte November wurde ein Boot aus dem 12. Jahrhundert aus der Lippe geborgen.

Bei dieser Bergung durfte ich auch dabei sein. Es war total interessant und spannend zu sehen, wie Taucher die einzelnen, schweren Holzplanken aus dem Wasser geholt haben. An Land wurden die Planken dann vorsichtig mit Wasser und den Händen sauber gemacht, bis kein anhaftendes Sediment mehr zu sehen war. Dabei konnte ich auch helfen. Anschließend wurden die Planken auf eine spezielle Art fotografiert, um später eine virtuelle 3D-Rekonstruktion mit den einzelnen Funden erstellen zu können. Danach durfte ich mithelfen, die Planken in Folien zu verpacken, damit sie nicht beschädigt werden und sie stabiler während der Fahrt nach Münster in die Restaurierung sind.

Da manche der alten Bootsplanken ziemlich schwer waren, mussten sie zu mehreren Leuten in den Transporter geladen werden. Das war schon sehr beeindruckend, dass manche Planken hunderte von Kilos wiegen können.

In der letzten Woche der Bergung wurde das größte Stück des alten Bootes an Land gebracht. Dafür mussten ein Trecker und ein Teleskoplader an den Fundort kommen, um dieses besonders große Stück aus dem Wasser zu heben.

An diesem Tag waren auch viele Zeitungsreporter und Menschen vom Fernsehen vor Ort, da dies doch schon sehr besonders war. Und ich war auch dabei! Das fand ich schon sehr aufregend und ich habe mich sehr gefreut dabei gewesen zu sein, da soetwas wahrscheinlich nicht wieder zu sehen sein wird.

Außerdem wurden mir von einem Unterwasserarchäologen die Arbeiten und Aufgaben,

die unter Wasser zu machen sind erklärt. Auf welche Dinge man besonders achten muss und das bestimmte Zeiten unter Wasser eingehalten werden müssen, da es sonst zu Problemen mit dem Sauerstoffvorrat kommen kann. Er hat mir auch erklärt, dass sie jeden Tauchgang vorher exakt planen müssen und ihnen absolut klar sein muss was ihre genauen Aufgaben Unterwasser sind.

Für mich wären die Aufgaben eines Unterwasserarchäologen nichts, weil ich die Enge dort nicht lange aushalten kann. Wenn ich mir dann noch vorstellen muss, da unten für längere Zeit zu bleiben und das noch verbunden mit zum Teil schwerer Arbeit, möchte ich noch weniger Unterwasserarchäologin werden.

 

Schon nach wenigen Wochen habe ich bemerkt, dass die Arbeit von Archäologen und Grabungstechnikern sehr vielfältig ist. Ich bekomme einen super Einblick in die Archäologie und ich lerne schon jetzt wichtige Dinge, die mir später in meinem Studium helfen können. Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß und deswegen freue ich mich auf die nächste ereignissreiche Zeit.

  • Lippetal-Herzfeld. Blick auf die Stelle in der Lippe an der das Boot liegt. Unter dem Zelt im Hintergrund wurden die Planken fotografiert (LWL-AfW Olpe/Michael Baales).

  • Ein großes Stück des Bugs wird gerade durch den Teleskoplader an Land gehoben (LWL-AfW Olpe/Marleen Korte).

  • Das große Seitenteil des Bootes ist bereit für die Fotodokumentation (LWL-AfW Olpe/Daniel Riemenschneider).

  • Ein Stück des Bootes wird mit Hilfe von Wasser und den Fingern vorsichtig von Sedimentresten befreit (LWL-AfW Olpe/Thomas Poggel).

  • Verpacken des gleichen Holzstückes für den Transport, damit es nicht austrocknet – unter Coronabedingungen (LWL-AfW Olpe/Michael Baales).