Ein Heimspiel für die Außenstelle Olpe

19.03.2021 Michael Baales

Mitarbeiter der Außenstelle Olpe dokumentieren den Stollenverlauf bei laufendem Baubetrieb (LWL-AfW Olpe/Michael Baales)

Ein Heimspiel für die Außenstelle Olpe

Archäologische Dokumentation eines bisher unbekannten Stollens "vor der Haustür"

In den letzten Jahren wurde die LWL-AfW Außenstelle Olpe vermehrt zu innerstädtischen Bauvorhaben gerufen, um unterirdische Anlagen wie Bunker oder Stollen archäologisch zu dokumentieren.  Doch eine solche Anlage wortwörtlich vor der Haustür zu haben, ist auch für die Mitarbeitenden der Olper Außenstelle ungewöhnlich.

Unser Kollege Matthias Müller-Delvart, ebenfalls Grabungstechniker in Olpe, beobachtete eines Morgens beim Blick aus dem Fenster seiner Wohnung, dass bei Bauarbeiten auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Stollenmundloch freigelegt wurde. Umgehend informierte er seine Kolleginnen und Kollegen auf der Dienststelle über seinen Fund. Häufig sind solche Einsätze mit einer nicht geringen Anreise verbunden, immerhin ist die Außenstelle für den ganzen Regierungsbezirk Arnsberg zuständig.

Gerade im Ruhrgebiet und in Industriestädten wie z.B. Siegen müssen mittlerweile regelmäßig Bunker, Luftschutzstollen oder Deckungsgräben neuen Bauvorhaben weichen und daher für die Zukunft dokumentiert werden. Diese Entwicklung ist eine Folge des Mangels an geeignetem Baugrund in den Städten. Früher war es schlichtweg zu teuer, z.B. einen Bunker zu entfernen und die Fläche neu zu bebauen, heute jedoch rechnet sich auch ein solch kostenintensives Verfahren.

  • Frontalansicht der aufgebaggerten Stollenöffnung. An der rechten Seite ragt eine Gummiummantelung aus der weiß-gräulichen Betonverfüllung (LWL-AfW Olpe/Lutz Cramer).

  • Der studentische Volontär Florian Gumboldt vermisst den entdeckten Hohlraum (LWL-AfW/Fabian Geldsetzer).

Eine primäre Anlage und Verwendung des Stollens als sicherer Rückzugsort bei Luftangriffen scheint durchaus Naheliegend. Zwar ist auch das Bergbauareal Rhonard ganz in der Nähe, aber es ist wahrscheinlicher, dass der Stollen nicht fachmännisch aufgefahren worden ist: Er steigt nicht, wie sonst üblich, zur Entwässerung an, sondern fällt ab. Eine sekundäre Nutzung eines Altbergbaus als Luftschutzraum scheint somit unwahrscheinlich.

Fast wie von Christo: Grabungstechniker Thomas Poggel misst den verbliebenen Stollenverlauf nach Abschluss der Erdarbeiten ein (LWL-AfW Olpe/Lutz Cramer)

Dieser Teil der Olper Geschichte ist nun für die Nachwelt zumindest als Dokumentation festgehalten. Denn auch dem Stadtarchiv Olpe waren bisher keine Unterlagen bekannt, in denen der Stollen eingezeichnet sein könnte. Die Mitarbeitenden der Außenstelle Olpe werden sich noch lange an ihr „Heimspiel“ erinnern, als sie mal eine Baustelle buchstäblich „um die Ecke“ hatten.

Fabian Geldsetzer B.A.

 

Weiterführende Blogartikel zu dem Thema:

https://www.lwl-archaeologie.de/de/blog/tiefbunker-siegen/

https://www.lwl-archaeologie.de/de/blog/deckungsgraben/