Im Kellergeschoss des Treppenturms im Winkel zwischen West- und Südflügel konnten nun zwei Fundamente freigelegt werden. Das jüngere der beiden war auf Holzpfosten gegründet und bestand aus vermörtelten Bruchsteinen. Beim Bau des Treppenturms Mitte des 16. Jahrhunderts hatte man das 1,40 Meter starke Mauerwerk teilweise abgebrochen, um eine komfortable Erschließung von West- und Südflügel zu gewährleisten.
Spannend ist die Entdeckung des älteren Streifenfundaments, das sowohl beim Bau des Treppenturms als auch bei Legung des jüngeren Fundaments gestört wurde. Ebenfalls auf einem Pfahlrost gegründet besteht es aus in schluffigem Sand versetzten großen Findlingen und Lesesteinen. Mit einer Breite von gut 1,00 Meter verläuft es in südwest-nordöstlicher Richtung und weicht um gut 20 Grad von der Flucht des jüngeren Fundaments ab. Sehr wahrscheinlich belegt es einen Steinbau aus der Gründungszeit der Burg im 13. Jahrhundert, bei dem es sich wohl um einen Vorgänger des renaissancezeitlichen Südflügels gehandelt haben wird. Mit seinem Verlauf liefert es zudem einen weiteren Hinweis darauf, dass die Ringmauer ursprünglich auch im Südosten rundlich ausgeprägt war und erst mit dem Bau des Südflügels im fortgeschrittenen 16. Jahrhundert eckig überbaut wurde.
Mit den noch bis ins Frühjahr 2017 andauernden Sanierungsarbeiten geht die Hoffnung einher, weitere archäologische Quellen zur Baugeschichte der Burg Vischering aufzuschließen. Die LWL-Archäologie wird zeitnah berichten.
Wolfram Essling-Wintzer