Ein Bullenkopf auf des Metzgers Gürtelschnalle

21.11.2023 Sandra Peternek

Die Gürtelschnalle gehörte offensichtlich einem Metzger (Grafik: LWL-AfW/Brencis Sils).

Sondengehende sind verpflichtet, einmal im Jahr ihre Funde in den zuständigen Außenstellen der LWL- Archäologie einzureichen. Die Funde werden dann von Mitarbeiter*innen gesichtet, bestimmt und in der internen Datenbank der LWL-Archäologie erfasst. Die Erfassung der Funde hilft den Archäolog*innen dabei, bisher unbekannte Fundorte zu entdecken und diese, im Zuge von Neubauvorhaben bestmöglich zu schützen.

Neben Funden von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung werden auch eine Vielzahl von neuzeitlichen Funden abgegeben, die einen zum Schmunzeln bringen. So war es auch in diesem Fall. 

Heiko Lange entdeckte auf einem Feld bei Lüdinghausen die Schauseite einer ausgebrochenen Gürtelschnalle aus Buntmetall. Auf dieser erkennt man einen Wappenschild, in dessen Mitte ein Stierkopf abgebildet ist. Über dem Kopf befinden sich zwei gekreuzte Beile. Flankiert wird der Kopf durch einen Dolch und ein Messer. Die Gürtelschnalle trägt somit das Zunftzeichen der Fleischer, Metzger, Schlachter und Fleischhauer.

Spätmittelalterliche Zünfte waren körperschaftlich organisierte Vergemeinschaftungen von Handwerkern. Zünfte vertraten die Interessen ihrer Mitglieder vor den Obrigkeiten und übernahmen Funktionen in der Organisation und Ordnung der gewerblichen Arbeit. Zudem erfüllten sie karitative Aufgaben wie z. B. die Versorgung von Witwen.

Zünfte lassen sich in West- und Mitteleuropa bereits im Hochmittelalter nachweisen. Mit der Einführung der allgemeinen Gewerbefreiheit wurden Zünfte vielerorts im Verlauf des 19. Jh. abgeschafft. Was blieb, sind die Zunftzeichen.

Bis heute kann man die Zeichen an den Läden der Gewerbetreibenden, wie Bäckereien (Die Brezel) oder Apotheken (Der Mörser), und an Handwerkerautos (Hammer und Zirkel für Dachdecker) im Stadtbild entdecken.

Durch die einfache Bildersprache waren die Zeichen in der Bevölkerung geläufig. Selbst jetzt kann man Kleidungstücke mit Zunftzeichen käuflich erwerben. Sie stehen bis heute für die persönliche Identifikation mit dem Handwerk.

Außergewöhnliche und kuriose Fundstücke der Neuzeit sind in der aktuellen Sonderausstellung „Modern Times“ im Landesmuseum in Herne noch bis zum 18.08.2024 zu bestaunen. Link zur Website

Text: Dr. Sandra Peternek