Ein Pfunds-Fund

07.12.2021 Corinna Hildebrand

Hier ist es ein stumpfnackiges Fels-Ovalbeil, das vor Kurzem in Bad Oeynhausen gefunden und uns zur Dokumentation gemeldet wurde. Fels-Ovalbeile gehören in die jüngere Phase (ca. 4000 – 2800 v. Chr.) der Jungsteinzeit und wurden vornehmlich von den Menschen der Michelsberger und der Trichterbecher-Kultur benutzt. Das Beil, dessen Schneide beschädigt ist, misst 21 cm und war ursprünglich an die 23 cm lang. Seine Breite im Bereich der Schneide liegt bei 8,8 cm bei einer Dicke von 5,3 cm. Bei diesen Maßen verwundert auch sein Gewicht von 1454 g nicht mehr.

Das Beil wurde aus einer Kieselgeode des Dogger, einer Gesteinsformation der Jura-Zeit (vor über 180 Millionen Jahren) aus dem Erdmittelalter, hergestellt. Es ist ein Gestein, das nur im Wiehengebirgsraum zwischen Osnabrück und Minden vorkommt. Das eisenhaltige Tongestein (Toneisenstein) gelangte im Laufe der Jahrmillionen in große Tiefe, wo es sich vor ca. 70 Millionen unter hohem Druck und großer Hitze chemisch veränderte und zu Knollen (Geoden) erstarrte. Es erhielt dadurch seine mit dem Feuerstein vergleichbare Eigenschaften, die sich hervorragend für die Beilherstellung eigneten. Im späteren Verlauf der Erdgeschichte gelangte das Gestein durch Erdhebungen und Erosion an die Oberfläche, wo es u. a. durch die Gletscher der vorletzten Eiszeit im Ravensberger Land verteilt wurde. Im Gegensatz zum Lydit (Kieselschiefer) mit seinen vielen dünnen Schichten, mit dem es oft verwechselt wird, hat es eine homogene Struktur. Daher wird es oft auch als Wiehengebirgs-Lydit bezeichnet.

Text: Hans-Otto Pollmann

Fotos/Zeichnung: LWL/C. Hildebrand