Erstmals umfangreiche eisenzeitliche Siedlung in Fröndenberg (Kr. Unna) entdeckt

15.10.2015 Carolin Steimer

Gräber und Siedlungsreste im "Schürenfeld"

Anfang 2014 erreichte uns die Planung eines großen, neu zu errichtenden Gewerbegebietes „auf freiem Feld“ in der Flur Schürenfeld südwestlich des Fröndenberger Ortsteils Strickerheide. Über diese Fläche waren uns bis dahin keine Informationen zu archäologischen Funden bekannt. Noch im Februar 2014 führte Eva Cichy daher mit einigen Studenten eine Oberflächenprospektion durch, wobei letztlich nur zwei kleine urgeschichtliche Scherbenfragmente zu Tage kamen.

Doch derartige Funde lassen die Archäologen aufhorchen, da sie doch generell auf Reste (Gruben, Pfostengruben, Gräber) einer Siedlungsstelle am Ort ihrer Auffindung hinweisen.

Und so kam es auch hier: Die von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna beauftragte Archäologische Fachfirma ARCHBAU führte mit uns abgestimmt noch im August 2014 zwei Sondageschnitte durch (Leitung vor Ort: Melanie Eigen M.A.), die zahlreiche Befunde ergaben. Damit war klar, dass hier ein Bodendenkmal vorliegt, vermutlich aus der Vorrömischen Eisenzeit.

Um den Umfang dieses Bodendenkmals im Bezug zur Planung einschätzen zu können, wurden im Juli 2015 auf der Fläche verteilt weitere Baggersondagen angelegt, die durchgängig, an manchen Stellen verdichtet, weitere urgeschichtliche Befunde ergaben.

Somit ist klar, dass für alle Stellen der Planung mit dem Auffinden von Bodendenkmalsubstanz zu rechnen ist.

Bearbeitung eines Einzelbefundes direkt unter der Pflugsohle

Die Voruntersuchungen zeigten aber auch, dass die Gruben nur noch geringmächtig im Boden erhalten sind; letztlich führte auf der geneigten, über der Ruhr liegenden Fläche der durch Ackerbau verursachte Bodenabtrag zu einem Verlust  an Befunderhaltung.

Dennoch sind bereits jetzt einige interessante Befunde erkannt worden. So konnten neben den üblichen Siedlungsgruben und Pfostenstellungen auch drei offensichtliche Brandgrabstellen identifiziert und bereits geborgen werden, in denen neben Keramik typischer weiß-kalzinierter Leichenbrand auftrat. Dies ist eine für Südwestfalen bisher nur selten beobachtete Kombination von Siedlungsstelle und Bestattungen.

Wenn die Bauplanungen realisiert werden können, wird es an dieser Stelle in den nächsten Jahren hier zu größeren Ausgrabungen kommen müssen. Wir sind gespannt, welche neuen Erkenntnisse wir hier gewinnen können, wird hier doch dann die erste größere Ansiedlung der Eisenzeit in der Region nördliches Sauerland/Übergang zum Hellweg untersucht werden. Dies würde dann interessante Vergleiche mit den in den vergangenen Jahren erst entdeckten und untersuchten Fundorten in Hagen, Bönen-Hamm und Werl-Soest ermöglichen.

Michael Baales

Keramikscherbe (unten mittig) im frischen Baggerplanum

Kategorie: Außenstelle Olpe