Für Ernest Mahr stand außer Frage: Endlich hat er nach 70 Jahren Gewissheit über das Schicksal seines Bruders - jetzt möchte er auch den Ort sehen, an dem er gestorben ist. Er setzt sich mit Ehefrau Pat ins Flugzeug, fliegt von Kanada nach Frankreich, mietet sich dort ein Auto und fährt noch am selben Tag nach Hagen - mit 88 Jahren.
Dass die Presse dabei ist und der Rest der Welt von dem erfährt, was er nun erlebt, ist ihm ein Anliegen. "Es gibt immer noch Kriege auf der Welt - mein Bruder ist vor 70 Jahren so jung gestorben. Das war keine gute Zeit und schlimm für unsere Familie", erzählt er. Er hat Bilder von seinem Bruder, von der Maschine, in der er damals auch über Hagen flog dabei. Sogar ein Logbuch der Flüge, die der junge Mann im Krieg absolvierte, legt er auf den Tisch. Darin die berüchtigten Angriffe auf Dresden.
Am 7. März 1945 startete die Maschine mit Rudolf W. Mahr an Bord, um Angriffe auf die ostdeutsche Stadt Dessau zu fliegen. Der junge Kanadier konnte Deutsch - seine Mutter war in Deutschland geboren und wanderte nach Kanada aus. Mit den Sprachkenntnisse sollte er den Funkverkehr der Deutschen abhören und mit speziellen Sendern stören.
Die vermutlich Maschine mit einer 1,8 Tonnen schweren Minenbombe und Abwurfbehältern mit Stabbrandbomben beladene PD 268 SR-O des 101. Squadron wurde dennoch von Nachtjägern entdeckt und abgeschossen. Das Flugzeug expodierte. Alle Acht Besatzungsmitglieder starben.