Im Siegerland bestand während der jüngeren Eisenzeit, ca. 400 v. Chr. bis zur Zeitenwende, eine ausgedehnte Montanlandschaft am Rande der keltischen Zivilisation. In den größten Verhüttungsöfen ihrer Epoche wurden in dieser Region große Mengen Stahl produziert, weiterverarbeitet und vermutlich damit Gebiete im heutigen Mittelhessen versorgt.
Vor allem intensive interdisziplinäre Forschungen der letzten 15 Jahre erbrachten als Ergebnis, wie komplex die Montanlandschaft Siegerland strukturiert war und dass die Eisenproduktion sich auf einem beachtlichem Niveau befand. Berechnungen von Stephanie Menic machen wahrscheinlich, dass pro Verhüttungsvorgang in einem Ofen mindestens 100 kg Stahl produziert werden konnten. Wenn man bedenkt, dass erst wieder im späten Mittelalter solche Produktionsmengen pro Verhüttungsvorgang erreicht wurden, wird die Leistung der keltischen Hüttenleute deutlich. Allerdings konnten weder archäologische Ausgrabungen an Verhüttungswerkstätten noch archäometallurgische Analysen der Schlacken diese Hypothese Stephanie Menics zweifelsfrei überprüfen. Für die Gesamtbewertung der Montanlandschaft Siegerland ist dies aber grundlegend: Heute wissen wir, dass die Verhüttungsöfen nicht nur auffallend groß waren, sondern zudem mehrfach gefahren wurden und darüber hinaus teilweise in Batterien an zahlreichen großen Werkplätzen standen. Folglich ergibt sich daraus eine enorme Gesamtproduktion, die überregional von Bedeutung gewesen sein muss.
Um dies zu prüfen, muss die Produktionsmenge der keltischen Verhüttungsöfen geklärt werden. Dazu führen wir seit dem 27. März ein archäologisches Experiment durch. Wir sind eine Kooperation aus der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe, dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, der Ruhr-Universität Bochum, dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (Erica Hanning M.A.) sowie dem LWL-Freilichtmuseum Hagen unter der Leitung von Dr. Manuel Zeiler sowie Dr. Jennifer Garner. Nach umfangreichen Planungen bauen wir einen Verhüttungsofen im LWL-Freilichtmuseum Hagen nach. Dabei werden Ausgrabungsergebnisse mehrerer eisenzeitlicher Werkstätten einbezogen und eine Ofenanlage konstruiert, die den ausgegrabenen Vorbildern möglichst nahe kommt. Hierfür konnte Heinz Hadem aus Siegen-Oberschelden als Bauleiter gewonnen werden, der schon zahlreiche große Verhüttungsöfen nach archäologischen Vorbildern errichtet hat.