Bei der ersten Untersuchung der Täfelchen durch Helmut Müller, die nur auf Fotos basierte, konnten schon einige Stellen entziffert werden. Die Tafeln sind vor allem auf Latein beschrieben, daneben finden sich ein paar Worte auf Deutsch. Dem Schriftbild nach sind die Funde in das 14. Jahrhundert zu datieren. Die Beschriftung besteht offenbar nicht aus Fließtexten, sondern aus einzelnen Worten und Satzteilen. Teilweise handelt es sich auch bloß um allein stehende Buchstaben. Unter anderem werden Namen von Edelsteinen und Mineralen genannt, aber auch von Heilpflanzen. Dies lädt zu vielfältigen Spekulationen ein: Handelt es sich vielleicht um die Aufzeichnungen eines Apothekers oder Mediziners? Waren die Täfelchen Notizen oder gar eine Art Nachschlagewerk? Offenbar wurden die Stücke nach ihrer ursprünglichen Verwendung als „Schmierpapier“ für Schreibübungen genutzt – von wem, wissen wir nicht. Bislang warfen die Täfelchen aus Bonenburg mehr Fragen auf, als sie Antworten gaben. Die Auswertung der Laser-Scans wird hoffentlich für Erhellung sorgen. Die Ergebnisse werden in der Zeitschrift „Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe“ veröffentlicht.
Herzlich bedanken möchten wir uns abschließend bei Dieter Dirksen, dem Leiter des Bereichs Werkstoffkunde und Technologie, sowie seinen Mitarbeitern Markus Dekiff und Philipp Berssenbrügge, ohne deren Fachkenntnis und Kooperationsbereitschaft dieses Projekt nicht zustande gekommen wäre.
Text: Nils Wolpert