Leben am Fluss vor 2.000 Jahren

25.01.2019 Carolin Steimer

Die Erforschung einer Hofstelle an der Weser in Petershagen-Wietersheim war Ziel einer Grabung, die unter der Fachaufsicht der LWL-Archäologie, Außenstelle Bielefeld, ausgegraben wurde.

Die letzte Grabungskampagne konnte von einem Team der Grabungsfirma denkmal3D unter der Leitung von Dr. Dieter Lammers am 21. Januar trotz des Wintereinbruchs mit überraschendem Erfolg abgeschlossen werden. Mehr als einhundert Spuren konnten die Archäologen insgesamt im Gelände nachgehen. Eine große Anzahl an runden Verfärbungen der im Boden vergangenen Hauspfosten zeigt noch die Lage der ehemaligen Wohn- und Nebengebäuden des Hofes an. Vor knapp 2.000 Jahren lebte hier auf einer leichten Hochterrasse über der Weser eine Familie, deren Vieh in der Weseraue genügend Wasser zur Verfügung hatte. Für die Feldfrüchte boten die höher gelegenen fruchtbaren Böden die besten Bedingungen. Schon vor über 7.000 Jahren siedelten deshalb in wenigen Kilometern Entfernung bei Minden-Dankersen die ersten Bauern.
Bei der aktuellen Grabungskampagne in der Kiesgrube bei Wietersheim legte das Grabungsteam auch die Grundrisse von vier Grubenhäusern frei.

Auf der Sohle eines der Häuser fanden sich einige Pfostenlöcher, die nicht zu dem Grubenhaus, sondern zu einem ebenerdigen Gebäude gehörten. Diese Überschneidung von zwei Hausgrundrissen zeugt von einer längeren Dauer der Hofstelle über mehrere Generationen.

Von einem anderen Grubenhaus sind noch die Wandgräben zu sehen. Hier lagen die Schwellbalken, in denen die senkrechten Balken der Wandkonstruktion eingezapft war.
In diesen kleinen Nebengebäuden, die in den Boden eingetieft wurden, gingen die Bewohner ihren alltäglichen Arbeiten wie Spinnen und Weben nach. Die Menschen waren vollständig autark, d.h. sie versorgten sich mit allen Dingen des täglichen Bedarfs aus den Produkten ihrer Landwirtschaft selbst.

Eine Grube enthielt noch eine große Anzahl an Keramik. Sie gibt uns einen guten Anhaltspunkt für die Datierung der Hofstelle. Besonders der schmale Fuß eines Gefäßes und die deutlichen Schulterumbrüche sowie die nach außen abknickenden und sauber abgestrichenen Ränder datieren die Hofstelle in die ältere Römische Kaiserzeit also das 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr.

Frisch geborgene Keramikscherben aus einer Grube der Hofstelle

Wir sind gespannt, was die Funde nach ihrer Reinigung noch alles an Geheimnissen preisgeben werden.

Text: Sven Spiong