Mit modernsten Techniken in die Steinzeit

21.03.2019 Carolin Steimer

70 interessierte Zuhörer folgten einer Einladung der LWL-Archäologie für Westfalen und der Gemeinde Willebadessen-Eissen zu einem archäologischen Vortrag in der Hüssenberghalle, da um Eissen und Großeneder über 7000 Jahre alte Siedlungen entdeckt worden waren.

Dr. Hans-Otto Pollmann von der LWL-Archäologie für Westfalen/Außenstelle Bielefeld und Joris Coolen von der Prospektionsabteilung der LWL-Archäologie für Westfalen berichteten über vier umliegende bandkeramische Siedlungsplätze, die zum Teil mit traditionellen Grabungsmethoden untersucht, aber vor allem mit naturwissenschaftlichen Messmethoden und durch Luftbilder entdeckt worden waren.

Joris Coolen setzte geomagnetische Messmethoden zur Erforschung der Steinzeit ein.

Joris Coolen erläuterte geomagnetische Methoden, bei denen das Erdmagnetfeld gemessen wird und kleine magnetische Anomalien wie z.B. Verfüllungen von Löchern angezeigt werden. Mit diesem Verfahren hat er in Zusammenarbeit mit dem Ludwig-Bolzmann-Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie aus Wien in der Umgebung von Eissen mehrere jungsteinzeitliche Siedlungsplätze entdeckt:
Am Frömkenberg stießen die Wissenschaftler zunächst durch Luftbilder auf eine mehrere Hektar große Grabenanlage, die als „Erdwerk“ bezeichnet wird. Ein weiterer 9 Hektar großer Fundplatz befindet sich westlich vom Desenberg. Mit Hilfe der physikalischen Messmethode ließen sich nun, ohne den Boden zu öffnen, Siedlungsstrukturen wie Hauspfosten, aus denen sich Hausgrundrisse ergeben, Gruben und Grabensysteme feststellen. Doch Zusammenhänge der Befunde und Fundmaterial müssen weiterhin manuell ergraben werden.

Bei Willebadessen-Schönthal wurde aus der Luft anhand von Bewuchsmerkmalen ein Halbkreis entdeckt, der sich durch die von der Außenstelle Bielefeld durchgeführte Sondage im Herbst 2018 als ein 0,40 m tiefer Grabenrest herausstellte. Die Altersbestimmung einer Holzkohlen-Probe datiert ihn in die Zeit der Michelsberger Kultur (4400-3500 v.Chr.). Um das Erdwerk herum nahm Joris Coolen eine geomagnetische Messung vor, die eine Überraschung ergab: Nach Süden schloss sich ein ungleichmäßiges Grabensystem mit mehr als zwölf Langhausgrundrissen an. Dieser Siedlungsplatz ist 1500 Jahre älter als das Grabenwerk und typisch für die Epoche der Linienbandkeramiker.

Dr. Hans-Otto Pollmann begeisterte die Zuhörer mit anschaulichen Darstellungen und Informationen über das Leben in der Jungsteinzeit.

Hans-Otto Pollmann stellte im zweiten Teil des Vortrags die Lebensweise der Menschen in der Jungsteinzeit dar. Um 5200 vor Chr. war die Warburger Börde aufgrund ihres fruchtbaren Lößbodens dicht besiedelt. Die Linienbandkeramiker, die ihren Namen wegen ihrer schön verzierten Gefäße erhielten, waren die ersten sesshaften Bauern. Ihre Siedlungen befanden sich in der Regel in der Nähe eines Bachlaufes. Sie legten ihre Felder durch die Rodung der damaligen Mischwälder an, pflanzten hauptsächlich Emmer und Einkorn an und nutzten das Holz der Wälder zum Bau ihrer Häuser. Als Nutztiere hielten sie Rinder, die zum Fressen in die Wälder gingen, Schweine, Schafe und Ziegen, die neben Fleisch vor allem Rohstoffe wie Felle, Wolle, Sehnen und Knochen lieferten.

Aus der Zeit der Michelsberger Kultur sind große Erdwerke bekannt, in denen jedoch keine Siedlungsspuren außer Abfallgruben zu finden sind. Durch das Fehlen innerer Bebauung ist der Zweck der Graben/Wall-Anlagen bisher nicht bekannt, es können daher Versammlungs-, Kult- oder Schutzplätze gewesen sein. Die Menschen dieser damaligen Zeit haben ebenfalls Land- und Viehwirtschaft betrieben. Der Wald, der schon etwas zurückgedrängt worden war, und das vorhandene Buschwerk wurden durch Brandrodung beseitigt. Die Felder waren dadurch kurzzeitig sehr nährstoffreich. Das Vieh wurde auf der nachwachsenden Vegetation gehütet. Waren die Felder ausgelaugt, wurden neue Flächen abgebrannt und erschlossen.

Fragen der Zuhörer und von Besuchern mitgebrachte Fundstücke wurden anschließend gerne erläutert.

Da in Schönthal die Spuren beider Zeitepochen nebeneinander liegen, sollen in diesem Jahr weitere Untersuchungen durch die Universität Münster in Zusammenarbeit mit der Außenstelle Bielefeld durchgeführt werden.

Text: Maria Hahne