Preisgekrönte Schwerterforschung

30.06.2016 Carolin Steimer

Ulrich Lehmann mit LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Thale (l.) und Aurelia Dickers, Vorsitzende der Altertumskommission für Westfalen.

Ulrich Lehmann bekommt den LWL-Preis für westfälische Landeskunde

Das war ein ganz besonderer Abend: Reden, Lob, Blumen, eine einzigartige Urkunde. Dr. Ulrich Lehmann hat sich diese Stunden im Landeshaus im Münster, die sich ausschließlich mit ihm und seiner Forschung beschäftigten, mehr als verdient, denn seine Leistungen sind einzigartig. Kein anderer hat so tief in das Innenleben der frühmittelalterlichen Schwerter in Westfalen geblickt - mit allen erdenklichen Methoden. Das sieht auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe so und belohnte seine Arbeit jetzt mit dem LWL-Preis für westfälische Landeskunde. Dafür gibt es nicht nur eine Urkunde, sondern auch 3.100 Euro.

 

Eines der untersuchten Schwerter. Foto: LWL

Arbeitskollegen, Helfer und Unterstützer, Freunde und Verwandte: Sie alle waren in den Plenarsaal des Landeshauses gekommen, um Zeugen der Preisverleihung zu sein. Schließlich gehört der Preis zu höchsten Auszeichnungen, die für ehrenamtliche Forschungen vergeben werden, die einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag leisten. 

Dr. Ulrich Lehmann hat die Schwerter in den Computertomographen geschickt und mittels hochauflösender 3D-Röntgen-Technik untersucht. Die KOnstruktion der Waffen wurde mit verschiedenen modernen Methoden unter seiner Regie bis ins kleinste Detail analysiert. Am Ende konte sogar die originale Klingenoberfläche rekonstruiert werden. Manche bewährte Forschungsmeinung ließ sich danach nicht mehr halten. Dr. Ulrich Lehmann hat Ausrufezeichen gesetzt. Mehr noch: "Er hat gezeigt, dass man mit anderen Herangehensweisen neue Aspekte in vermeintlich längst erforschten Bereichen aufzeigen kann", waren sich alle Festredner einig.

Ulrich Lehmann bei den Untersuchungen mit dem CT.

So viel Forschergeist braucht eine gute Schule. Dr. Ulrich Lehmann begann seine berufliche Laufbahn 2007 als wissenschaftlicher Volontär bei Altertumskommisison für Westfalen, deren ordentliches Mitglied er seit 2015 ist. Bevor er sich der Erforschung frühmittelalterlicher Schwerter in Westfalen widmete, begleitete der Archäologe bereits das Projekt "Wege der Jakobspilger in Westfalen". Reichlich Erfahrung also, die er jetzt in der Redaktion der LWL-Archäologie für Westfalen umsetzt.

Das Projekt bei der Altertumskommission für Westfalen wurde übrigens auch von der LWL-Archäologie und von vielen Sponsoren unterstützt. Der Abschluss war spektakulär und hat über die Fachwelt hinaus für Aufsehen gesorgt. Zusammen mit einem der wenigen Schmiede-Fachleute in Europa schmiedete Dr. Ulrich Lehmann ein frühmittelalterliches Schwert nach. Wochen und beeindruckende Mengen an Material, Eisen in originärer Zusammensetzung und ausgefeilte Versuche der richtigen Schmiede- und Torsionstechniken brauchte es, bis am Ende ein Schwert mit "wurmbunter" Klinge, also den für die Zeit typischen Mustern auf der Oberfläche, vorlag.

Der Preis wird übrigens jährlich vom LWL vergeben.

Wir sind stolz auf Dr. Ulrich Lehmann und gespannt auf weitere Forschungen!

Herzlichen Glückwunsch!