Revolutionäre Jungsteinzeit in Detmold

03.07.2016 Carolin Steimer

Archäologische Landesausstellung mit wunderbaren Funden aus Westfalen

Premiere in Detmold! Zum ersten Mal macht die traditionelle archäologische Landesausstellung im Lippischen Landesmuseum Station. Nachdem die archäologischen Höhepunkte aus NRW bereits im Bonner Landesmuseum des LVR erstmals mit einem Themenschwerpunkt parallel zur "Leistungsschau" für Furore gesorgt hatte, locken sie jetzt in Lippe und damit auf der zweiten von insgesamt drei Stationen die Besucher an. Wer die Ausstellung bereits gesehen hat, entdeckt hier garantiert neue Blickwinkel und Perspektiven. Denn die Präsentation setzt ganz eigene spannende Akzente.

Detail einer Verzierung an der rekonstruierten römischen Kline aus Haltern. Foto: LWL/Burgemeister
Eine junge Frau aus der Blätterhöhle bei Hagen. Foto: LWL/Burgemeister

Den feinen Unterschied machen nicht nur ein schmackhaftes lokales Bier und eine regionale Wasserquelle mit besonderen Sponsorenideen aus. Auch die Funde, Befunde, Projekte und Methoden präsentieren sich in ganz anderem Licht. Da lässt sich die dreidimensionale Rekonstruktion eines römischen Totenbetts beispielsweise bequem umrunden. Jedes Detail der verspielten Schnitzereien, die aus den verbrannten Originalen herausgelesen wurden, kann das Auge in aller Ruhe und aus nächster Nähe inspizieren. Im Hintergrund betrachten die Besucher die Augen einer Figur, die als Umzeichnung auf die Wand übertragen wurde, bei ihrem Rundgang.

Während die seltene und außergewöhnlich gut erhaltene Schachfigur aus der Falkenburg in der Vitrine glänzt, entfaltet sich die Burganlage als Rekonstruktion in voller Pracht an der gegenüberliegenden Wand. Das nachmodellierte Gesicht einer jungen Frau, deren Überreste in der Blätterhöhle bei Hagen entdeckt wurden, lächelt freundlich direkt neben dem zugehörigen Schädel den Besucher an. Eine echte Entdeckungsreise!

Die Schachfigur von der Falkenburg bei Detmold. Foto: LWL/Burgemeister

Daran haben neben Kurator Simon Matzerath und den Mitarbeitern des Lippischen Landesmuseums auch die Restauratoren des LVR und LWL ihren Anteil. Wochenlang sind sie nach Detmold gereist, um die Exponate ins rechte und fachgerechte Licht zu rücken. Etwa die römischen Münzen, die im neu entdeckten Versorgnungslager der Römer an der Lippe in Olfen entdeckt wurden. Oder das prachtvolle frühmittelalterliche Schwert, das in einem außergewöhnlichen Projekt originalgetreu nachgeschmiedet wurde - mit Eisen in der exakten Zusammensetzung, mit den Techniken der frühmittelalterlichen Zeit und mit der typischen "wurmbunten" Oberfläche auf der Klinge. Eine eigene Entdeckungswelt für sich ist das nachempfunde Großsteingrab aus Erwitte mit der Untersuchung der Knochen der hier bestatteten Toten, den Grabbeigaben, dem Aufbau des Grabes und vielem mehr.

Was war das Revolutionäre an der Jungsteinzeit? In welchem Klima lebten die Menschen, wie alt wurden sie, was aßen sie, an welchen Krankheiten litten sie, wie sahen ihre Siedlungen aus, mit welchen Methoden betrieben sie Ackerbau und Hausbau? Die Ausstellung liefert interessante und spannenden Antworten auf all diese Fragen - mit einer ganz persönlichen Note.

Skelettfunde aus dem Großsteingrab in Erwitte. Foto: LWL/Burgemeister

Weitere Informationen zur archäologischen Landesausstellung gibt es hier: