Nachweis des Neandertalers in Lippetal-Lipporg (Kr. Soest)

07.12.2017 Carolin Steimer

Oberflächenprospektionen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. - Foto: Archiv LWL-AfW Olpe

Erfreulicher Steinzeitfund an der Lippe

Im Rahmen einer Oberflächenprospektion vor wenigen Wochen haben Kollegen der Außenstelle Olpe der LWL-AfW neben kaiserzeitlicher Keramik auf der Ackerfläche auch überraschend viel Älteres entdecken können: einen Feuersteinschaber aus der Zeit der Neandertaler. Das leider stark vom Pflug beschädigte Stück besteht – wie eine kleine Beschädigung zeigt – aus dunkelgrauem Baltischem Feuerstein, der in der Region durch nordische Gletscher vor 160.000 Jahren herantransportiert wurde. Das Stück selbst wurde vermutlich in der ersten Hälfte der letzten Kaltzeit (also vor etwa 100.000 - 45.000 Jahren) gefertigt.

Lippetal-Lipporg. Weit mehr als ein einfacher Stein: dick weiß patinierter Schaber aus der Zeit der Neandertaler. - Foto: Michael Baales / LWL-AfW Olpe

Das hohe Alter legt nicht nur die typische Form nahe sondern auch die dick weiß patinierte (chemisch veränderte), fast prozellanartige Oberfläche nahe, die auf eine lange Einbettung im Erdreich schließen lässt. Gelb-orange Spuren zeugen von einer zeitweisen Lagerung in Grundwassernähe, rühren also von sekundären Eiseneinlagerungen her; andere rötliche Flecken stammen vom Pflug (sog. Pflugrost).

Lippetal-Lipporg. Umzeichnung des Einfachen Schabers; leider sind die Kanten durch den Pflug stark beschädigt worden. - Zeichnung: Andreas Müller / LWL-AfW Olpe

Der einfache Abschlag (Länge 38 mm, Breite 43 mm, Dicke 8 mm) wurde vor allem an der linken Kante durchgehend bearbeitet (retuschiert), was ihn zu einem sog. Einfachen Schaber machte (leider hat der Pflug hier viel zerstört). Diese Retusche diente der (Nach-)Schärfung der Kante. Mit derartigen Stücken wurde vor allem Jagdwild zerlegt sowie Fleisch u.ä. zerteilt.

Ein unscheinbarer Stein – der aber eine interessante Geschichte zu erzählen hat, die bereits Jahrzentausende zurückliegt …

Michael Baales

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