Seit zehn Jahren Umsetzung des „Frankfurter Modells“ in Olpe

16.09.2025 Michael Baales

Alltag eines Grabungstechnikers vor Ort. Dieses Anleiten auf einer Grabung kann nur durch Erfahrungswerte in der Praxis erlernt werden. – Foto: LWL-AfW Olpe/D. Riemenschneider.

Seit zehn Jahren Umsetzung des „Frankfurter Modells“ in Olpe

Ein Einblick in die Fortbildung für den Beruf „Geprüfte Grabungstechnikerin/Geprüfter Grabungstechniker“.

Bereits seit nunmehr zehn Jahren bildet die Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen junge, interessierte Menschen – tatsächlich bisher nur junge Herren – erfolgreich zu Grabungstechnikern fort. Diese haben vorab ein Archäologie- oder Geschichtsstudium abgeschlossen oder haben bereits eine handwerkliche Ausbildung durchlaufen. Im sogenannten „Frankfurter Modell“ werden ihnen in der dreijährigen Fortbildung die praxisnahen Kenntnisse auf dem Gebiet der Grabungstechnik durch die Kolleg:innen der Außenstelle vermittelt sowie durch begleitende Seminare in verschiedenen Archäologischen Landesämtern ergänzt.

Dementsprechend hat der Fortzubildende das Vergnügen, die meisten Außeneinsätze begleiten zu dürfen. Denn viel Wissen in der Grabungstechnik baut auf gemachte Erfahrungen auf. Treu dem Motto: So viel Archäologie sehen wie möglich! Denn nur wer Befunde und Funde erkennt, kann sie entsprechend dokumentieren und ausgraben. Im Feld werden dafür die benötigten Skills für Vermessungstechnik, Fotografie, Zeichnen oder aber Grabungsmethoden wie z.B. das Graben nach natürlichen Schichten vermittelt. Auch das Organisieren der und Anleiten auf Grabung oder das Erstellen einer Beschreibung der Entdeckungen müssen gelernt werden.

  • Bei der Fortbildung werden die Arbeitsschritte der archäologischen Dokumentation, wie hier das Zeichnen, vermittelt. – Foto: LWL-AfW Olpe/T. Poggel.

  • Zur Schulung gehört ferner der Umgang mit dem für die Dokumentation wichtigen technischen Equipment. – Foto: LWL-AfW Olpe/T. Poggel.

  • Möglichst viel Archäologie sehen: Wie hier bei einer Schlackenhalde ist es essentiell, die Befundansprache im Feld zu üben. – Foto LWL-AfW Olpe/D. Riemenschneider.

Im Innendienst muss die erstellte Dokumentation verarbeitet werden. Dabei wird der Umgang mit unterschiedlicher Software z.B. für das Anfertigen von Grabungsplänen (CAD und GIS) oder das Bearbeiten von Fotos (Photoshop und Bridge) geschult. Anschließend werden gewonnene Informationen in Datenbanken für die Nachwelt eingepflegt. Des Weiteren ist das Schreiben von Grabungsberichten ein wichtiger Lehrpunkt, denn immerhin muss am Ende der Fortbildung eine selbständig geplante und durchgeführte Prüfungsgrabung mit entsprechendem Bericht der Prüfungskommission an der RGK (Römisch-Germanische Kommission) in Frankfurt am Main vorgelegt werden.

Ein Vorteil der Außenstelle Olpe in der Fortbildung ist, dass in ihrem Einsatzgebiet, dem Regierungsbezirk Arnsberg, unterschiedliche Landschaften mit sehr diversen Fundstellen vorhanden sind. Von der mesolithischen Freilandstation über eisenzeitliche Wallburgen bis zur mittelalterlichen Verhüttungswerkstatt und den neuzeitlichen Feldbefestigungen wird in der Fortbildung ein weites Spektrum der Archäologie an Praxisbeispielen behandelt. Außerdem bietet die Außenstelle mit ihren untertägigen Maßnahmen in Bunkern, Höhlen und Bergbaustollen eine Besonderheit. Die Erfahrungen aus den montanarchäologischen Projekten stellt die Außenstelle mittlerweile zusätzlich in einem eigenen Seminar vor.

In den letzten zehn Jahren haben sich die Dokumentationsmethoden teilweise erheblich weiterentwickelt. 3D-Modeling durch 3D-Laserscans oder durch das Structure from Motion- Verfahren, eine Weiterentwicklung der Fotogrammetrie, gehört mittlerweile zum Standard der archäologischen Dokumentation. Die Handhabung des modernen Equipments, wie beispielsweise die Generierung von Punktewolken mit einem 3D-Laserscanner, die Vermessung durch ein Differential-GPS mit Neigungskompensation oder das Fotografieren bzw. Fliegen mit einer Drohne, sind daher wichtige Punkte auf dem Lehrplan der Fortbildung.

  • Im späteren Verlauf der Fortbildung werden Befundbeschreibungen selbständig verfasst. – Foto: LWL-AfW Olpe/F. Geldsetzer.

  • Auch die Arbeiten im Grabungsbüro müssen später eigenständig umgesetzt werden. – Foto: LWL-AfW Olpe/Team Olpe.

  • Im Innendienst erlernt der Fortzubildende den Umgang mit verschiedener Software, wie hier z.B. das Erstellen eines Grabungsplans mit CAD. – Foto: LWL-AfW Olpe/T. Poggel.

Die Fortbildung in Olpe wird in der Außenstelle als Gemeinschaft-Projekt begriffen und durchgeführt. So geben die Archäolog:innen ihre Expertise in wissenschaftlicher Ansprache von Funden und Befunden oder in Fragen des Denkmalschutzgesetzes an die Fortzubildenden weiter. Die Grabungstechniker des Fachamtes vermitteln z. B. die Bedienung der technischen Geräte oder das Arbeiten mit den Softwares. An dieser Stelle sei ein besonderer Dank an die ehemaligen Grabungstechniker:innen der Außenstelle Hermann Menne, Matthias Müller-Delvart, Karin Peters und Bernd Schneider ausgesprochen, die die ihr nachfolgende Generation Grabungstechniker maßgeblich mitausbildete.

Dieses „Olper Konzept“ war in den vergangenen zehn Jahren erfolgreich. Stand Herbst 2025 sind fünf ehemalige Fortzubildende der Außenstelle als festangestellte Grabungstechniker in der LWL-Archäologie für Westfalen aktiv. Ein schönes Beispiel der gelungenen Nachwuchsförderung des LWL. Dies beruht auch auf der sehr guten Zusammenarbeit mit Frau Michaela Balster von der Ausbildungsstelle der LWL-Haupt- und Personalabteilung.  

Darum verwundert es nicht, dass seit dem letzten Sommer bereits ein weiterer junger Mann seine Fortbildung in Olpe angetreten hat, sodass die nächsten zehn Jahre Fortbildung in Olpe hoffentlich weiterhin so positiv verlaufen können. Denn: gut ausgebildete Grabungstechniker:innen sind auf dem Markt stark nachgefragt!

 

Weblinks zum Thema:

https://www.lwl-archaeologie.de/de/blog/gluck-auf/

https://www.lwl-archaeologie.de/de/blog/wie-nennt-sich-das/

https://feldarchaeologie.de/ueber-uns/berufsbild/

https://www.landesarchaeologien.de/kommissionen/grabungstechnik

 

Fabian Geldsetzer B.A.

Grabungstechniker in der Außenstelle Olpe