Überbleibsel aus vergangenen Tagen

15.12.2023 Michael Baales

Funde einer anderen Bomber-Absturzstelle, die ich bereits früher untersuchte (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/P. Fleischer).

Überbleibsel aus vergangenen Tagen

Erste Erfahrungen als FSJler und lizensierter Sondengänger

In den ersten Monaten meines Freiwilligen Sozialen Jahres in der Außenstelle Olpe habe ich einige Eindrücke in die technischen und wissenschaftlichen Methoden der Archäologischen Denkmalpflege bekommen. Diese betreffen auch neuzeitarchäologische Zeugnissen.

Als geübter, lizensierter Sondengänger bin ich mit dem Grundkonzept der Archäologie schon zu kleinen Teilen vertraut und auch als Kind hat mich dieses Gebiet bereits interessiert. Über die Zeit sammelte ich einige Informationen über historische Ereignisse in meiner Heimatstadt Hagen und traf auf Informationen über abgeschossene Bomber des Zweiten Weltkriegs. Der Heimatforscher Horst Klötzer, welchen ich kennengelernt habe, hatte bereits vor einigen Jahren Absturzstellen alliierter Flugzeuge untersucht und dokumentiert.

Durch den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Stadtarchäologie Hagen habe ich bereits Erfahrung zu diesem Themenfeld, da ich schon vorher eine andere Absturzstelle prospektiert hatte. Um dieses Vorhaben überhaupt angehen zu können, hat mir Manuel Zeiler von der Außenstelle Olpe zunächst eine sogenannte „Beauftragung“ ausgestellt, welche die Untersuchung der Fundorte mit Sonde im Sinne des Denkmalschutzgesetzes NRW möglich macht. Nachdem noch die Erlaubnis des Grundstückeigentümers eingeholt war, konnte das Projekt beginnen.

  • Erstaunlich: Nach 80 Jahren sind Teile des Fliegers immer noch an der Oberfläche unter einer dünnen Laubschicht vorzufinden (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/F. Schumacher).

  • Kampfmittel wie diese, nämlich eine von einem illegalen Sondengänger zurückgelassene Stabbrandbombe, sind unverzüglich dem Ordnungsamt zu melden (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/F. Schumacher).

Insgesamt prospektierte ich die Fundfläche der abgestürzten Avro Lancaster über drei Wochen. Am Schluss waren ca. 15 Kilo Metallfunde geborgen. Viele Objekte lagen nahe der Oberfläche und Lesefunde ohne Sondensignal waren auch häufig. Diese große Anzahl an Funden reichte, um das Absturzgebiet des Bombers abgrenzen und die Verteilung der verschiedenen Flugzeugteile relativ gut rekonstruieren zu können.

Beim Beschreiben wird auf Details geachtet: Größe, Form, Farbe und Material. Dies ist besonders bei Objekten wichtig, deren Funktion (zunächst) nicht bekannt ist (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).

Alle Objekte wurden zur Außenstelle gebracht und danach fand die wissenschaftliche Erfassung statt. Es galt, jeden Fund zu beschreiben und ein Verständnis für die jeweiligen Objekte im Zusammenhang ihrer Funktion und Eigenschaft zu bekommen. Bei der Suche wurden zudem alle Funde mit UTM- bzw. Gauß-Krüger-Koordinaten eingemessen, welche auf den Fundzetteln ebenfalls notiert wurden. Am Ende werden alle Funde nach Münster-Coerde in das Zentralmagazin überstellt, um dort konserviert und archiviert zu werden.

  • Ein Typenplättchen vom Type T.R. II96 Transmitter Receiver (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/F. Schumacher).

  • Einer von 48 Multi-Ejector Flame Damping Type Auspuffkrümmern der vier Rolls Royce Merlin Motoren (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/F. Schumacher).

  • Auch vermutlich persönliche Gegenstände der Besatzung werden gesichert, wie diese Stimmzunge einer Mundharmonika (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/F. Schumacher).

  • In diesem besonderen Fall sind Reste von Papier und grüner Farbe erhalten geblieben. Vielleicht können die RestauratorInnen noch einiges mehr dazu herausfinden. (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/F. Schumacher).

Durch diese Vorgänge und Untersuchungen konnten neue Erkenntnisse über die letzten Kriegswochen im Raum Hagen gewonnen werden. Für die Reste einer Mundharmonika wird aktuell noch nach ihrem möglichen Herkunftsort recherchiert. Besondere Auffälligkeiten wie ein Rohr, welches mit Seil geflickt ist, deutet auf mögliche vorherige Kampfhandlungen der Maschine, bei welcher die Besatzung Schäden im Flug repariert hatte.

Man wird zwar nie die genauen Hintergründe des Schicksals der Absturzopfer herausfinden können, aber ein erster Schritt ist getan. Zudem sind die Funde für die weitere Forschung gesichert und nicht durch illegale Aktivitäten verloren gegangen

Felix Schumacher

Kategorie: Außenstelle Olpe