Was macht man eigentlich als FSJler:in bei der LWL-Archäologie für Westfalen?

08.09.2022 Sandra Goertz

Mein Schreibtisch mit geklebten Scherben von Kugeltöpfen der Ausgrabung Brilon-Alme, Wüstung Walberinchusen. Foto: Max Peters

Was macht man eigentlich als FSJler:in bei der LWL-Archäologie für Westfalen?

Zunächst...

Mein erster Arbeitstag ging direkt spektakulär los. Mir wurden die Schlüssel und die Zeiterfassungskarte übergeben, im Schnellverfahren gezeigt, mit was ich am Computer arbeite und dann ging es auch schon los auf meine erste archäologische Ausgrabung.

Es war ein überwältigender erster Tag, welcher besser nicht hätte sein können. Als ich den Abend nach Hause kam, hatte ich so eine Lust weiterzuarbeiten, ich wollte mehr entdecken, mehr lernen und mehr staunen. All dies hat mich an meinem ersten Tag eigentlich schon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, ein FSJ bei der LWL-Archäologie zu machen.

Auf den ersten Tag folgte der zweite und auch schon kurz darauf der dritte und dann war da auch schon das erste Seminar. Insgesamt hatten wir sechs von der Jugendbauhütte veranstaltete Seminare, in denen wir etwas über Baugeschichte gelernt haben, aber auch praktisch arbeiten konnten. So haben wir zum Beispiel eine Intarsie angefertigt oder durften uns selbst als Steinmetz betätigen. Es war eine tolle Erfahrung, so viele Jugendliche zu treffen, welche eine Begeisterung für die Geschichte haben. Schnell schlossen sich Freundschaften und die Gruppendynamik war einfach super. Ich habe mich immer sehr auf die Seminare gefreut und werde diese, ebenso wie die anderen FSJler:innen vermissen.

Aber was genau mache ich als FSJler:in bei der LWL-Archäologie?

Es gibt grob zwei Arbeitsbereiche, in denen ich tätig bin, nämlich den Innen- und den Außendienst. Im Innendienst kümmere ich mich um die Funde. Ich wasche und fotografiere sie, damit sie dann in unsere Datenbank eingefügt werden können. Manchmal hat man das Glück, dass man Randstücke von Keramikgefäßen hat, welche man zusammenkleben kann. Das macht sehr viel Spaß, da man sich so besser vorstellen kann, wie die Keramikgefäße vorher ausgesehen haben.

  • Freilegung eines Kellergeschosses im Kloster Hardehausen bei Warburg-Scherfede. Foto: LWL/Wolfram Essling-Wintzer

  • Fundamentuntersuchung an einem Wirtschaftsgebäude von Schloss Senden mit meinen Kolleg:innen von der Jugendbauhütte Soest. Foto: IJGD, Jugendbauhütte Soest/Bernhard Anzalone

Tachymeter, Zeichenbrett und Schaufeln

Zudem vektorisiere ich technische Zeichnungen mithilfe eines CAD-Programms. Das bedarf manchmal auch Recherchearbeit, z. B. um alte Grundrisse zu rekonstruieren. Des Weiteren helfe ich Kollegen bei anderen Bürotätigkeiten wie dem Einscannen von Literatur oder Abbildungen oder dem Eintragen von Metadaten zu Grabungsfotos.

Im Außendienst fahre ich mit Kollegen raus auf Ausgrabungen. Im Allgemeinen habe ich während der Ausgrabungen viel über die verschiedenen Bodenarten und verschiedenen Grabungstechniken gelernt.  Auf Ausgrabungen verwenden wir Werkzeuge wie Spaten, Schaufeln, Kratzer, Kellen und Handbesen. Die Archäologie ist die „Wissenschaft des Spatens“, da die Bodendenkmäler zunächst von der sie überlagernden Erde befreit werden müssen, um Erkenntnisse aus ihnen ziehen zu können. Zunächst legen wir den Befund frei, indem wir abhängig von der Situation verschiedene Werkzeuge einsetzen. In manchen Fällen kommt auch ein Bagger zum Einsatz, um die umgebenden Erdschichten grob zu entfernen, bis das Objekt vollständig sichtbar ist. Anschließend macht man sich an den Feinputz. Mit kleinen Kratzern, Kellen und Besen wird der Befund so präpariert, dass die Schichtverläufe im Boden gut zu erkennen sind und keine störenden Krümel mehr im Planum oder dem Profil kleben.

Sobald das Bodendenkmal vollständig freigelegt und gesäubert ist, dokumentieren wird dieses. Dazu nutzen wir diverse analoge sowie digitale Dokumentationsarten, um das Bodendenkmal bestmöglich zu dokumentieren. So fertigen wir unter anderem technische Zeichnungen, Fotos und digitale Vermessungen mithilfe eines Tachymeters an.

Vermessung per Tachymeter auf der Grabung Burg Nienborg in Heek bei Ahaus. Foto: LWL/Birgit Grundmann

Neben vielen interessanten Grabungen, wie am Schloss Cappenberg oder Kloster Hardehausen, ist mir eine Grabung sehr in Erinnerung geblieben, nämlich die Grabung im Barockgarten am Schloss Senden. Während unseres fünften Seminares durfte ich diese kleine Maßnahme quasi selber leiten. Das war eine sehr große Verantwortung, die auf meinen Schultern lag. Denn das, was einmal weggeschaufelt ist, ist für immer verloren. Ich habe diese Untersuchung natürlich nicht alleine, sondern mit tatkräftiger Unterstützung von meinen IJGD Kollegen durchgeführt. Dabei stand ich in ständigem Kontakt mit den Wissenschaftlern von der LWL-Archäologie. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, selber diese kleine Maßnahme koordinieren zu dürfen, da ich so die ganzen Arbeitsschritte einer archäologischen Grabung in Absprache selber machen durfte.

Schnitt in der St. Ludgerus Kirche in Weseke bei Borken. Foto: LWL/ Birgit Grundmann

Mein Fazit für Euch

Mir hat das FSJ bei der LWL-Archäologie ordentlich Spaß gemacht, ich habe viel über Ausgrabungen und die praktische Arbeit der Bodendenkmalpflege gelernt. Daneben aber auch viel über die Architektur historischer Gebäude, wie Kirchen oder Burgen in Westfalen.

Zudem konnte ich einen guten Einblick in die archäologische Erforschung der Geschichte bekommen. Man ist meist einer der ersten, welcher die Überbleibsel der Vergangenheit sieht und diese freilegen und dokumentieren darf. Man ist mit der Zeit sehr vertraut geworden mit den Arbeitsabläufen, aber auch mit den Kollegen.

Ich bin froh, dass ich diese Chance des Einblickes erhalten konnte. Ich empfehle dieses FSJ jedem, welcher gerne mit seinen Aufgaben wächst, sich nicht vor neuen Herausforderungen versteckt und sich für Geschichte und den aktiven Umgang mit ihr interessiert.

Max J. Peters