Dieses Material steht im nördlichen Pariser Becken an und es wurde während des Neolithikums bergmännisch gewonnen, auch im Untertagebau, so z.B. nachgewiesen in Jablines und Flins-sur-Seine bei Paris. Es wurden daraus Beilklingen und Großklingen hergestellt, die weit verbreitet wurden. Die uns nächstgelegenen, archäologisch nicht untersuchte Rohmateriallagerstätten liegen um Romigny und Lléry bei Reims und sind ca. 400 km entfernt.
Grundsätzlich sind Artefakte aus „Silex Bartonien“ in Westdeutschland für zwei Zeitphasen belegt, zum einen für das Jungneolithikum (Michelsberger Kultur; 4200 - 3500 v.Chr.) in Form von Beilklingen und Spitzklingen, zum anderen für das Endneolithikum (Becherkulturen; 2800 - 2300 v.Chr.) in Form von Spandolchen. Aufgrund eines fehlenden Kontextes und der fragmentarischen Erhaltung des Klingengerätes ist die exakte zeitliche Einordung des Ferndorfer Stückes nicht möglich. Das südwestfälische Bergland ist zu beiden Phasen mehr oder weniger intensiv besiedelt gewesen. Auf Michelsberger Fundstellen sind große, kantenretuschierte Klingengeräte, darunter besonders Spitzklingen, aus anderen Silexvarianten in größerer Zahl bekannt, dabei dominiert als Rohmaterial südniederländischer Rijckholt-Feuerstein. Endneolithischen Spandolche aus westeuropäischen Silexvarietäten waren dagegen im Siegerland bisher nicht belegt (beidflächig überarbeitete Dolchfragmente des nordischen Typs aus dem gleichen Zeitraum dagegen schon). Spandolche sind an den Kanten meist eher flach und damit leicht auf die Fläche ausgreifend bearbeitet – also anders als bei unserem Fragment, das aber auch die letzte Nach- oder Umarbeitung eines solchen Stücks repräsentieren könnte; das Recyceln gebrochener, großer Klingen war ein gängiges Verfahren in Neolithikum.
Aufgrund der auffälligen Färbung von „Silex Bartonien“ könnte unser Stück im Jungneolithikum als exotisches Prestigeobjekt mittelbar durch Tausch nach Südwestfalen gelangt sein. Wäre dies ein endneolithischer Fund, würde dieser belegen, dass das Siegerland randlich eingebunden war in das Verteilungsnetzwerk von seriell in Frankreich hergestellten Silexdolchklingen, die Kupferdolche imitierten und dem Besitzer als Statussymbol dienten.