Der Feuerstein wurde in größeren Brocken abgebaut und so präpariert, dass besonders breite und lange Klingen abgetrennt werden konnten. Die entsprechenden Ausgangskerne werden als „livre-de-beurre“ – etwa „Butterblock“ – bezeichnet, was auf die gelbliche Färbung des Feuersteins zurückzuführen ist. Die langen Klingen wurden in Serie von den großen Kernen abgetrennt und fanden eine weite Verbreitung. Bei uns – und damit rund 800 km nordöstlich der Feuersteinmine! – sind auch einige der Endprodukte, also die langen Klingen, gefunden worden. Oftmals sind die Kanten stärker bearbeitet und treffen sich in einer Spitze. Sie entsprechen damit Dolchklingen und so ist klar, was sie eigentlich waren: Imitate früher Kupferdolche. Die gelbliche Färbung mutete an wie gediegenes Kupfer, doch war das frühe Metall noch sehr wertvoll und damit recht selten, so dass sich „das gemeine Volk“ mit den Imitaten – die aber auch aus weiter Ferne herstammten – begnügen musste.
Aus Südwestfalen gibt es nur eine Handvoll dieser „Spandolche“ genannter, endneolithischer Dolchklingen aus Grand-Pressigny-Feuerstein. Zwei Stücke fanden sich schon vor geraumer Zeit im Raum Fröndenberg und damit in unmittelbarer Nachbarschaft. Es könnte sich hierbei wie bei unserem Altfund um Beigaben von Bestattungen – wie z.B. aus Greven-Bockholt (Kr. Steinfurt) oder auch Werl (Kr. Soest) bekannt – gehandelt haben, die durch den Pflug längst zerstört sind. Die Menschen bestatteten damals unter Grabhügeln, die z.T. in der Region noch erhalten, viele aber auch bereits zerstört sind.
Spandolche wurden geschäftet benutzt. Wie so eine Schäftung ausgesehen haben dürfte, zeigt ein gut vergleichbarer Fund aus der rd. 5000 Jahre alten Pfalhlbausiedlung Allensbach am Bodensee (Kr. Konstanz), wo Holunderholz und Birkenpech verarbeitet wurde. Diese Dolche waren dabei eher Messer als Stichwaffen, aufgrund ihrer auffälligen „Kupfer-“Färbung und exotischen Herkunft aber vielleicht dennoch auch gewisse Prestigeobjekte.
Herrn Reinberg-Schüller möchte ich in jedem Falle für seine Fundmeldung und Überlassung der Funde zur Dokumentation in Olpe herzlich danken.
Michael Baales
zu Allensbach (Baden-Württemberg):
https://www.denkmalpflege-bw.de/denkmale/projekte/archaeologische-denkmalpflege/3d-modelle/allensbach