700 Jahre alte Holzböden in Minden freigelegt

23.04.2020 Carolin Steimer

Grabungsleiter Ulrich Holtfester freut sich über die hölzerne Bodenkonstruktion mit geflochtenen Weidenruten: „Ein echtes Highlight der Grabung aus dem 14. Jahrhundert“. Foto: LWL/S. Spiong

Seit der Pressemeldung vom 8. April über die Grabung am Deichhof am Nordrand der Mindener Altstadt hat das Grabungsteam unter der Leitung von Dr. Ulrich Holtfester weitere gut erhaltene Holzbefunde freigelegt.

Nachdem große Bereiche einer Holzkonstruktion mit geflochtenen Weidenruten aus dem 14. Jahrhundert freigelegt sind, ist nun klar, dass es sich nicht um eine nachträglich verlagerte Hauswand handelt, sondern das die vorgefundene Holzkonstruktion von Anfang an als Fußboden geplant war: über 5 m langes Birkenstämme bilden die Basis der Flechtwerkkonstruktion. Nachdem die Weidenruten verflochten wurden, brachten die Bauleute das Werk waagerecht auf den schlammigen Untergrund, sodass fast ein kompletter vorderer Grundstücksbereich damit begehbar gemacht wurde. Die sich anschließende Grundstücksgrenze ist durch Pfostenreihen, teilweise auch noch durch die im unteren Teil erhaltenen und noch stehenden Flechtwerkzäune gut nachvollziehbar.

Am östlichen Rand des Holzfußbodens sind die Reste eines Flechtwerkzaunes (links im Bild) zu sehen. Foto: LWL/S. Spiong
Unter der sorgfältig verflochtenen Holzkonstruktion zeichnet sich eine weitere Lage aus verlegten Weidenruten ab. Foto: LWL/S. Spiong

Unter dieser flächigen Bodenkonstruktion finden sich noch ältere aus Weidenruten geflochtene horizontal verlegte Matten und Lagen von Holzschnitzen, die demselben Zweck dienten. Auch Funde aus Knochen und Leder haben sich im feuchten Untergrund gut erhalten.

Die unterste Lage mit Matten aus geflochtenen Weidenruten ist an einer Stelle bereits freigelegt. Ihre Datierung steht noch aus. Foto: LWL/S. Spiong
Der untere Teil einer im Boden eingegrabenen Fassdaube diente zur Aufnahme von Flüssigkeiten – vielleicht als Brunnen. Foto: LWL/S. Spiong
In den schlammigen Lagen zwischen den Holzböden haben sich auch Funde aus Leder erhalten: Vorderteil einer Schuhsohle des 14. Jahrhunderts. Foto: LWL/S. Spiong

Inzwischen konnte auch einer der beiden Sporen genauer bestimmt werden. Er besteht aus Buntmetall und hat eine Verzierung mit schräg gestellten Kerben, die sich bereits vor der Restaurierung unter der Korrosionsschicht schwach abzeichnet. Der Sporn mit vertikal nicht geschwungenen Armen hat einen langen Dorn mit pyramidenförmigem Stachel und rechteckigen Nietplatten an den Bügelenden. Insgesamt ist damit seine Datierung ins 11. Jahrhundert – möglicherweise eher in die erste Jahrhunderthälfte – gesichert.

Die ältesten Funde der Grabung stammen aus dem 11. Jahrhundert: einer der beiden Sporen aus Buntmetall. Foto: LWL/S. Spiong
Eine Detailansicht lässt bereits vor der Restaurierung des Sporns eine prunkvolle Verzierung erahnen. Foto: LWL/S. Spiong

Die Sporen gingen damals verloren, als der Untergrund noch nicht befestigt war und das feuchte Areal noch nicht bebaut war. Inzwischen ist das Fundstück nach Münster zu den Restauratoren der LWL-Archäologie gebracht worden. Auf das Ergebnis können wir gespannt sein.

 

Text: Sven Spiong