Sehnsüchtig geht also der Blick immer wieder zwischen dem winzigen Höhleneingang und dem Außenstellenleiter hin und her. Gebannt beobachte ich, wie sich die Forscher und Studenten für einen Höhlengang rüsten. Ich wiesel wie angestochen hin und her, löchere alle mit Fragen, schaue über Schultern, stehe konsequent im Weg herum. Als sich die ersten Tränen des Neides lösen, stöhnt der Außenstellenleiter einmal inbrünstig auf, ruft: „Die hier will auch unbedingt mal in ein dunkles Loch“ und Ausgrabungsleiter Wolfgang Heuschen hat Erbarmen mit mir. „Na komm“, sagt er. „Wir gehen rein, wenn die anderen raus sind.“
Der Puls geht sofort zu Höchstleistungen über. Da ist die leichte Angst vor klaustrophobischen Anfällen mitten in hauchdünnen, stockdunklen Gängen. Doch die Neugierde und das Kribbeln siegen. Schon stecke ich lange bevor es losgeht in einem schlammverdreckten Anzug, setze mit den Helm mit Grubenlampe auf, schlüpfe in die Handschuhe und lasse mir von blutjungen Studentinnen versichern, „dass das erste Mal schon ein bisschen komisch, aber alles gar kein Problem ist.“ Wolfgang Heuschen schiebt sich mit den Füßen voran und ebnet mir auf dem Rücken liegend den Weg. „Hier geht’s jetzt leicht hinunter“, sagt er mitten in die Finsternis hinein. Braune Wände wölben sich über meiner Nase. Hier ist nur Platz für mich und mehr nicht. „Gleich drehst Du Dich am Besten auf die Seite, dann gleitest Du auf dem Po hinunter und stellst die Füße auf die kleinen Stufen“, erklärt er, während ich mich natürlich falsch rum durch den winzigen Schlitz im Nichts zwänge und fast stecken bleibe.