Dienstag, 18. August 2020, vormittags. Mein Sekretariat leitet mir eine Mail von vorangegangener Nacht weiter, worin die Vorsitzende des Vereins für Orts- und Heimatkunde Attendorn e.V., Gabriele Schmidt, berichtet, dass sie bei Bauarbeiten am „Am Spindelsburggraben 13“ in den Wänden der Baugrube Mauerreste gesehen habe.
„Am Spindelsburggraben 13“, in der Südwestecke in der Attendorner Altstadt gelegen, kannten wir die Planung einer Baumaßnahme nicht, oder haben wir zu dieser Planung nichts gesagt? Immerhin sind wir hier sehr nahe an der mittelalterlichen Stadtmauer; hatten wir an die Stadt tatsächlich keine Auflagen wegen einer archäologischer Verdachtsfläche (ein „vermutetes Bodendenkmal“ nach dem Denkmalschutzgesetz NRW, seit Artikelgesetzänderung 2013) in dem Areal formuliert? Nun – hatten wir doch, schon im Januar 2020.
Am nächsten Morgen, kurz vor 8 Uhr vor Ort. Die Baugrube für ein Mehrparteienhaus ist bereits vollständig ausgehoben, der Boden geschottert und verdichtet. Ein Blick auf die etwa 4 m hohen Baugrubenwände zeigt schnell, dass an zwei Stellen noch Mauerreste und diverse Brandschichten oberhalb einer Flussschotterlage zu sehen sind. Der Zusammenhang zwischen diesen archäologischen Befundsituationen (und ganz zu schweigen vom bereits weggebaggerten Hauptteil) ist natürlich dahin. Die Kollegen Lutz Cramer und Fabian Geldsetzer legen in den Baugrubenwänden die archäologisch relevanten Partien frei und dokumentieren sie, so gut es geht. Leider kann aussagekräftiges, datierendes Fundmaterial nicht geborgen werden; das ist mit den LKWs abtransportiert worden. Der Fundzusammenhang ist natürlich auch zerstört.