Mitten im Sand auf gutem früheisenzeitlichem Grund

19.07.2016 Carolin Steimer

Der Grundriss des früheisenzeitlichen Gehöftes aus der Luft. Foto: LWL/Michael Esmyol

Komplettes Gehöft in Haltern ist eine rare Entdeckung

Bislang war das Gebiet eher für Uhus, Uferschwalben und Bienenfresser ein echtes Kleinod. Dass sich die Sandgrube am Rande eines Wirtschaftsforsts in Haltern-Uphusen auch für die Archäologen als Rarität erweisen sollte, war von Anfang an nicht absehbar. Bei den Ausgrabungen kam jetzt ein früheisenzeitlicher Hausgrundriss zum Vorschein, der nicht nur generell in Westfalen selten ist, sondern in diesem Fall auch noch mit seiner Lage hervorsticht. Denn hier war rundherum auch damals schon nichts als Sand.  

Die Suchschnitte, die von den Archäologen der Außenstelle Münster vor der Abbaukante der Sandgrube bereits 2015 durchgeführt worden waren, ergaben jedenfalls nur spärliche Hinweise auf eine frühere Besiedlung. Es gab immerhin Indizien für einen Vierpfostenspeicher. Als sich die Genossenschaft „Archäologie am Hellweg eG“ dann mit Ausgrabungsarbeiten ans Werk machte, änderte sich der Eindruck. Es kam ein komplettes früheisenzeitliches Gehöft mit Langhaus, Speicher und Vorratsgruben zum Vorschein.

Die Untersuchung einer eisenzeitlichen Abfallgrube. Foto: Archäologie am Hellweg eG/Ute Koprivc

Das Westende des Langhauses hat eine trapezoide Form. Das Gebäude konnten die damaligen Bewohner durch Eingänge in der Mitte der Langseiten und am Nordwestende betreten. Der östliche Gebäudeteil ist nicht mehr erhalten. Im Westen zeichnet sich ein Wandgräbchen mit begleitenden Außenpfosten ab. Es gibt Innenpfosten, die das Gebäude in drei Schiffe zu gliedern scheinen – so wie es in dieser Zeit üblich war. Damals wohnten die Menschen mit ihren Tieren unter einem Dach, wenn auch räumlich voneinander getrennt. Im mittleren Schiff befand sich der Hauptwohnraum, in den beiden Seitenschiffen waren die Nebenwohnräume untergebracht. Hier fanden große Familienverbände Platz, zumeist auch noch eingelagertes Getreide. Um die Gebäude herum waren Ackerflächen und Viehweiden angeordnet.

Die Anzahl der bislang in Westfalen entdeckten Hausgrundrisse aus der frühen Eisenzeit ist mehr als übersichtlich. So sind Befunde nur aus Dorsten-Holsterhausen und – mit etwas fraglicher Datierung – aus Soest/Am Ardey sowie Nordrheda im Kreis Gütersloh publiziert. Dieser neue Fundort ergänzt also das Wissen um das Leben und den Alltag der Menschen, die von 800 bis ca. 450 v. Chr. die Region besiedelten.

Punktuell ging es auf der Grabungsfläche tief hinab, um einen Hauspfosten zu ergründen. Foto: Archäologie am Hellweg eG/Ute Koprivc

Rückschlüsse lassen sich hierüber auch aus der ungewöhnlichen Lage des Gehöfts auf einer plateauartigen Kuppe aus über 40 Meter mächtigen Sanden schließen. Offenbar war die Sandlösschicht besonders reizvoll für die Siedler. Sie ist an dieser Stelle auf der Kuppe ca. 1,5 Meter mächtig und bietet deshalb einen für den Halterner Raum ungewöhnlich guten Ackergrund. Allerdings war ein Brunnenbau bedingt durch den sandigen Untergrund unmöglich. Der nächste Bach liegt in zwei Kilometern Entfernung. Die kritische Wasserversorgung wird auch die Stallhaltung von Rindern deutlich erschwert haben.