Ein Haufen Scherben

12.06.2017 Carolin Steimer

Auswertung eines Siedlungsplatzes des 1. bis 5. Jahrhunderts bei Scharmede

Die LWL-Archäologie für Westfalen betreut seit einigen Jahren zunehmend Grabungen, die im Rahmen des Verursacherprinzips von Bauherren bezahlt und von archäologischen Fachfirmen durchgeführt werden. In vielen Fällen werden die Ergebnisse in kurzen Berichten in der Zeitschrift „Archäologie in Westfalen-Lippe“ vorgestellt.

Die Funde und Grabungsdokumentation werden anschließend archiviert, um für zukünftige Forschungsvorhaben mit speziellen Fragestellungen zur Verfügung zu stehen.

Außergewöhnliche Fundstellen – so auch die Grabung in Scharmede bei Salzkotten – haben jedoch eine intensivere Auswertung verdient. Die Besonderheit der Fundstelle zeigte sich bereits bei der Ausgrabung:
So folgte auf eine Hofstelle des 1. Jahrhunderts wahrscheinlich nach einer Unterbrechung eine Hofstelle des
2./3. Jahrhunderts. Im 5. Jahrhundert standen dann an gleicher Stelle zwei Höfe, von denen einer komplett untersucht werden konnte.
Bevor die Geschichte dieser mehrperiodigen Siedlung jedoch detailliert beschrieben werden kann, sind viele Arbeitsschritte nötig, denn erst die genaue zeitliche Bestimmung jeder einzelnen Grubenverfüllung ermöglicht es, die Siedlungsabläufe mit ihren Unterbrechungen zu rekonstruieren und die Ergebnisse in größere regionale Zusammenhänge einzuordnen.

 

Bereits während der Grabung gaben verzierte Keramikscherben des 5. Jahrhunderts erste Anhaltpunkte für die zeitliche Einordnung des Siedlungsplatzes.

Die gewaschenen Scherben kamen nach einer Erstbegutachtung gut verpackt und versehen mit Fundzetteln, aus denen die genaue Fundlage hervorgeht, in die Bielefelder Außenstelle.

Die Fundstücke jeder Grube werden zunächst nach Wand-, Rand- und Bodenscherben sortiert. Ferner werden verzierte Scherben und andere Sonderfunde genau betrachtet.

Die detaillierten Beschreibungen werden von Pascal Ellinghoven (Teinehmer Freiwilliges Jahr bei der Jugendbauhütte Westfalen) in einem Fundkatalog auf dem Rechner erfasst.

Einzelne besondere Funde werden ausgewählt und fotografiert.

Gut datierbare Scherben werden maßstabsgetreu in Tusche gezeichnet.

Erst wenn alle diese Vorarbeiten mit dem Befund- und Fundkatalog abgeschlossen und sämtliche Grabungs- und Fundfotos sowie Zeichnungen zusammengetragen sind, kann die eigentliche wissenschaftliche Bearbeitung beginnen.

Text: Sven Spiong