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Blog
- LWL-Archäologie für Westfalen
- 28.03.2024
URL: https://www.lwl-archaeologie.de/de/blog/ruethen_mauer/
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit rund 17.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region Westfalen-Lippe. Er betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser und 18 Museen und ist außerdem einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung.
Mehr über die Arbeit und Aufgaben des LWL erfahren Sie hier:
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... auf dem Blog der LWL-Archäologie für Westfalen. Mit unseren Beiträgen informieren wir über unsere Arbeit, über die aktuellsten Ausgrabungen und neuesten Erkenntnisse aus allen Regionen Westfalens und allen Fachgebieten.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und freuen uns auf viele Besucher sowie angeregte Diskussionen!
Rüthen-Unter den Eichen: Die Baustelle im Hangbereich vor der ehemaligen Stadtbefestigung (LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel)
Archäologischer Alltag in Rüthen (Kr. Soest)
Als zu Beginn letzten Jahres die Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen über den geplanten Neubau eines Einfamilienhauses in Rüthen (Kreis Soest) informiert wurde, war schnell klar, dass archäologische Relikte bedroht sein könnten. Der Bauplatz „Unter den Eichen“ befand sich unmittelbar vor der mittelalterlichen Befestigung im Südosten der Stadt und bot die Chance, weitere Erkenntnisse einer längst vergangenen Epoche für die Nachwelt zu erhalten. Auch wenn Rüthen im Schatten mittelalterlicher Zentren wie Köln, Nürnberg oder Lübeck unweigerlich verblassen muss, so war die Ansiedlung nördlich der Möhne doch Hansestadt und hatte regionale Bedeutung für den Machtausbau der Kölner Erzbischöfe: Seit 1200 besaß Rüthen das Stadtrecht und wurde befestigt.
Der freigelegte Befund im Planum (LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel)
Im Juli 2017 war es dann soweit. In Kooperation mit dem Bauherrn und dem verantwortlichen Planungsbüro wurden die notwendigen Baggerarbeiten für den Neubau terminiert und alsdann unter Aufsicht von Mitarbeitern der Außenstelle Olpe durchgeführt. Schon beim Eintreffen vor Ort wurde schnell deutlich, dass die natürliche Topographie durch mehrere Terrassierungen und Aufschüttungen verändert worden war. Im Zuge eines tiefen Baggerschnittes konnte unterhalb des humosen Oberbodens eine ca. 0,40 m starke und umgelagerte Aufschüttungsschicht dokumentiert werden, die vereinzelt glasierte Keramik des 16.-18. Jahrhunderts beinhaltete.
Unter dieser Schicht und parallel zur ehemaligen Stadtbefestigung und dem Höhenschichtverlauf des Hanges konnte dann doch noch ein einzelner Befund dokumentiert werden. Er stellte sich als ein Mauerrest oder eine Fundamentstickung dar. Die maximale Ausdehnung betrug 2,4 m x 0,34 m. Die locker gesetzten, polygonalen Sandsteine (0,08-0,30 m) lagen unvermörtelt, nur mit umlagertem Material im Verbund. Im Profil war der Befund nur noch ca. 0,25 m tief erhalten.
Der nur noch ca. 0,25 m tief erhaltene Befund im Profil (LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel)
Hatte man sich im Vorfeld noch die Möglichkeiten weiterer mittelalterlicher Befestigungen – z. B. Wälle oder mit Siedlungsabfällen gefüllte Gräben – ausgemalt, so holte einen die archäologische Realität schnell wieder ein. Es blieb bei diesem einen Befund. Zudem konnte er zunächst, da hier keine Funde zu Tage kamen, nicht datiert werden. Eine vorgelagerte Befestigung im Kontext der ehemaligen Stadtbefestigung war zwar denkbar, aber mit Blick auf die bescheidene Größe und Bauart sehr sehr unwahrscheinlich. Erst die spätere Nachbearbeitung am Schreibtisch mit der Auswertung der Vermessungsarbeiten und die Sichtung historischer Quellen brachte ein wenig Licht ins Dunkle: Die Überschneidung unserer modernen Befundeinmessung mit Differential-GPS und Tachymeter mit der Separationskarte von 1898 zeigt, dass der kleine Mauerrest im Bereich einer Flurgrenze liegt.
Die aktuelle Grabungsstelle im alten Kartenbild. Landesarchiv NRW, Karten A, 25688 Separation Kallenhardt 1898, Detail (Bearbeitung: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel)
Zudem verdeutlicht eine Fotografie um 1900, wie die noch heute stellenweise sichtbaren Hangterrassierungen einst befestigt worden waren: mit kleinen, steinernen Stützmauern. Die Keramikfunde deuten darauf hin, dass die gärtnerisch genutzten Flurstücke in den letzten paar Jahrhunderten angelegt worden waren. Nach Aufgabe verfielen die Stützmauern oder die Steine wurden anderweitig als Baumaterial verwendet. Jahrzehnte vergingen und durch Erosion verwuschen die einst scharfen Konturen der Terrassen. Sediment rutschte ab und überdeckte die letzten Reste der kleinen Mauer, die wir noch dokumentieren konnten.
Rüthen um 1900. Gut sichtbar die steinernen Stützmauern der gärtnerisch genutzten Hangterrassen (H. Lyuken/Wikimedia Commons, GNU Free Documentation License)
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