Seit sechs Jahren finden erneut Forschungen des Altenberg- und Stahlberg e.V. Müsen, des Deutschen Bergbau-Museums Bochum sowie der LWL-Archäologie für Westfalen auf dem Altenberg statt, die neben Neuentdeckungen auch die Neubewertung der alten Ausgrabungen erbrachten. Dabei zeigte sich, dass die Rekonstruktion im Auftrag Weisgerbers bei wichtigen Bestandteilen heute überholt ist: Dort sind als Behausungen einfache Hütten ärmlicher Bergleute dargestellt, während die neuen Forschungen auch repräsentative Großbauten reicher Menschen nachwiesen. Das alte Lebensbild zeigt als zentrales Bauwerk ein schmales aber dreistöckiges Fachwerkhaus auf, welches die Neuauswertung hingegen als massive Turmanlage einer Burg mit mehreren Stockwerken in Stein bewertet.
Die Zwischenergebnisse der neuen Forschungen mündeten 2018 in Band 1 der neuen Reihe „Montanarchäologie in Westfalen“ der Altertumskommission für Westfalen (https://www.altertumskommission.de/de/publikationen/montanarchaologie-westfalen/). Ihre Kernabbildung ist ein neues Lebensbild von Andreas Müller, das sich auf die Altdarstellung zur Zeit Weisgerbers bezieht, aber um neue Forschungsergebnisse ergänzt.
Bevor Andreas Müller beginnen konnte, musste aber geklärt werden, wo welche Gebäude und Bergbau-Anlagen am Ort bestanden, wie diese aussahen oder wie sich die Bergleute kleideten. Im Gegensatz zu Weisgerbers Zeiten, der Pionierphase in der Bergbau- und Wüstungsarchäologie, ist heute die Datenbasis deutlich größer: Die Befundsituation am Altenberg, kombiniert mit Ergebnissen vergleichbarer Wüstungen bzw. Bergbauanlagen des Hochmittelalters, liefert ein wesentlich klareres Bild als die 1980er Jahre.
Dann mussten die neu identifizierten Großbauten und die Turmburg rekonstruiert werden, was auf Grundlage neuer Forschungen in Westfalen, Böhmen und Baden-Württemberg möglich war. Schließlich waren der Bildausschnitt, die Blickrichtung sowie die Einzelszenen zu beschreiben.
Nach wochenlangen Vorrecherchen bestand nun eine Basis an Fakten, Rekonstruktionen und Rekonstruktionsmöglichkeiten – freilich keine endgültige Gewissheit über die Vergangenheit. Denn eines muss klargestellt werden: Forschung entwickelt sich beständig weiter und Forscher sind Kinder ihrer Zeit. Somit vermittelt der nun erreichte Stand sicher keine finale Beschreibung der Vergangenheit, sondern ist, genauso wie Weisgerbers Vorschlag, ein Zwischenergebnis auf dem Weg dahin.