Grubenhaus und Steinkeller

23.11.2015 Carolin Steimer

Abb. 1: Blick auf das Grabungsgelände an der Clarenstraße

Neues zur Herforder Besiedlungs- und Stadtgeschichte

Schon im Frühjahr konnten an der Clarenstraße für die Herforder Besiedlungsgeschichte bedeutende Erkenntnisse gewonnen werden. Nun stießen die Archäologen hier auf weitere spannende Befunde ...

Obwohl das Baugelände durch jüngere Einbauten tiefgründig gestört war (Abb. 1), hatte sich noch ein Grubenhaus aus dem 9. Jahrhundert erhalten (Abb. 2-4). Ein Webgewicht legt nahe, dass in dem Gebäude an einem stehenden Webstuhl Textilien hergestellt wurden. Das Grubenhaus lag westlich des vor dem Jahr 800 verfüllten Grabens (siehe unser Blogbeitrag vom 06.07.2015) und belegt damit eine zweite karolingerzeitliche Hofstelle im Herforder Altstadtbereich.

Und der Boden hielt noch weitere Überraschungen bereit!

Die Ausgrabung deckte jetzt aber einen Gebäuderest auf, den ein jüngeres Backsteingebäude teilweise zerstört hatte (Abb. 5). Der Steinkeller entstand im 16. Jahrhundert. Er gehörte zu einem Fachwerkhaus, das traufseitig zur Clarenstraße stand. Vom Nachbarhaus war es durch eine Erschließungsgasse getrennt, die in den Garten auf der straßenabgewandten Seite führte. Der Keller hatte einen sorgfältig gepflasterten Fußboden und weiß verputzte Innenwände (Abb. 6). Auch ein Lichtschacht und der Kellerzugang mit einem Schwellenstein aus einer sekundär verwendeten Türlaibung hatten sich erhalten.
Die Funde aus der Kellerverfüllung (Abb. 7) zeigen, dass das Gebäude im 18. Jahrhundert aufgegeben wurde. Sie belegen außerdem, dass es mit einem Kachelofen ausgestattet war, der für behagliche, rauchfreie Wärme sorgte, und dass es teilweise über bemalte Glasfenster verfügte – beides spricht für einen gewissen Wohnkomfort.

Spätmittelalterliche Grubenreste unter dem Keller zeigen zudem, dass die Fläche auch vor dem 16. Jahrhundert genutzt wurde. Betrachtet man die Befundlage insgesamt, ist an der Clarenstraße eine Siedlungskontinuität festzustellen, die um 800 n. Chr. begann und sich letztlich bis heute fortsetzt.

Text: Julia Hallenkamp-Lumpe

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