Das jungsteinzeitliche Erdwerk von Borgentreich-Bühne, Kreis Höxter

10.08.2015 Carolin Steimer

Erdwerk von Borgentreich-Bühne. Roter Punkt: Sondierung von Juli 2015. Rotes Rechteck: Grabenschnitt von 2013.

Nur wenige Objekte aus der Jungsteinzeit sind noch obertägig sichtbar. Zu diesen Geländestrukturen gehört das Erdwerk von Borgentreich-Bühne aus der Zeit um 3500 v. Chr., von dem bis vor wenigen Jahren nur eine Reihe von Oberflächenfunden bekannt war.

Die damals mühevolle Arbeit der messtechnischen Dokumentation von Bodenstrukturen wird heute oft von modernen Messverfahren wie vom Airborne Laserscanning und der digitalen Bildbearbeitung übernommen. So vereinen der Scan und das digitale Geländemodell den Verlauf des Grabens und die Topographie, in die dieses Objekt eingebettet ist.

Im Jahr 2013 wurde eine erste archäologische Untersuchung am Erdwerk vorgenommen. Dabei wurde durch einen Grabenschnitt das Profil des Grabens und seiner Verfüllung am Ende seiner Nutzung dokumentiert. Der 2 m tiefe und 6 m breite Graben wies auf der Innenseite noch Reste eines zeitgleichen Walles auf, der aus dem Grabenaushub aufgeschüttet worden war. Die Funktion von Erdwerken dieser Zeit, die in die Michelsberger Kultur gehören, ist immer noch ungeklärt. Sie reicht, da Siedlungsfunde in ihnen nicht vorkommen, von Versammlungsplätzen, Viehkralen bis hin zu Orten für rituelle Handlungen.

Unscheinbare Grube im Erdwerk unter einem Wurzelteller.

In einer Zusammenarbeit der Außenstelle Bielefeld mit der Universität Kiel/Institut für Ur- und Frühgeschichte wurden im Juli dieses Jahres durch ein Team von Studenten unter Leitung von Fritz Jürgens im Innenbereich des Erdwerkes mehrere kleine archäologische Sondagen durchgeführt. Auslöser waren Keramikfunde im Wurzelwerk umgestürzter Bäume. Es wurde eine Grube mit weiteren Keramikfragmenten freigelegt. Die Scherben konnten mit denen aus dem Baumwurfteller zu einem Gefäßteil zusammengesetzt werden, der ein typisches Gefäß der Michelsberger Kultur darstellt. Dadurch konnte zum einen die zeitliche und kulturelle Zuordnung dieser Anlage weiter untermauert werden und zum anderen nachgewiesen werden, dass trotz der dünnen Erdschicht im anstehenden Boden immer noch archäologische Funde vorhanden sind.

Text: Hans-Otto Pollmann

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