Spurensuche in einem verlassenen Dorf

07.09.2015 Carolin Steimer

Östlich des heutigen Dorfes Helmern bei Bad Wünnenberg verließen vor über 600 Jahren die letzten der seit vielen Jahrhunderten ansässigen Familien ihr Dorf Bodene. Die Häuser wurden abgebaut oder verfielen allmählich, das Land wurde wieder beackert. Wo demnächst ein neues Windrad stehen wird, untersuchte unter unserer Fachaufsicht ein Grabungsteam dieses Dorf.

Pfostenspuren des Zaunes

Ein Dorfzaun vor 1500 Jahren

Am Südrand der Siedlung konnten die Ausgräber noch die Standspuren eines Hof- oder Dorfzaunes erfassen. Es standen jeweils zwei Pfosten nebeneinander, die zeigen, dass der Zaun mindestens einmal erneuert wurde. Zäune, die ein Dorf eingrenzten sind für das Frühmittelalter bisher äußerst selten in Westfalen nachgewiesen. Südlich des Zaunes zeichnen sich nur noch sehr wenige Befunde im Boden ab. Der Zaun scheint somit die Siedlungsgrenze für fast die gesamte Dauer des Dorfes gebildet zu haben.

Pfostenspuren der Heuberge

Heu für das Vieh

Sechs rundlich angeordnete Pfostenlöcher einer Heuberge zeichneten sich unter der fruchtbaren Ackerkrume deutlich im gelben Lehmboden ab. Solche kleinen runden Scheunen diente der trockenen Lagerung des Heus, das für die im Winter in einem Stall untergebrachten Tiere benötigt wurde.

Grabungsleiter Daire Leahy beim Freilegen des Brunnens

Frischwasser für die Bauern

Ein Brunnen versorgte die Hofbewohner mit Frischwasser. Um einen Brunnen zu graben, benötigte man nur eine Tiefe von etwa zwei Metern, wobei die Qualität des sich im Brunnen sammelnden Schichtwassers sicher nicht besonders gut war.

Ein überraschendes Ergebnis war für uns der außergewöhnlich frühe Beginn der Siedlung. Die Oberflächenfunde und die Keramikscherben aus den Gruben geben eindeutige Hinweise auf einen Siedlungsbeginn im 6. vielleicht schon im späten 5. Jahrhundert. Damit haben wir den Nachweis, dass hier bereits 200 bis 300 Jahre vor dem großen Landesausbau im 8./9. Jahrhundert ein Dorf existierte. Nun hoffen wir, dass bei der Auswertung des Grabungsplanes noch einzelne Hausgrundrisse oder Hofareale zu erkennen sind.

Text: Sven Spiong

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