Auf diese frühe Form eines Bootes stieß das Team um Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs bei der Recherche von Ausstellungsstücken im Zentralen Fundarchiv. Nun wurde der Einbaum von einer Spedition, die auf den europaweiten Transport musealer Stücke spezialisiert ist, abgeholt. Für die beiden Mitarbeiter der Spedition war dieser jedoch nicht sonderlich aufregend: „Manchmal transportieren wir Stücke mit millionenschweren Versicherungswerten, dann bekommen wir meistens Geleit von Polizei oder bewaffneten Sicherheitsdiensten. Von Begleitfahrzeugen bis zum Hubschrauber haben wir schon alles erlebt. Ich erinnere mich da an ein Picasso-Gemälde, dass wir quer durch Europa gefahren haben.“
Da Einbäume üblicherweise Flussfunde sind, haben sie keinen archäologischen Zusammenhang, über den sie datiert werden könnten. Obwohl Einbäume noch in der späten Neuzeit gebaut wurden, hielt sich lange Zeit die Tradition, Funde dieses Bootstyps pauschal als steinzeitlich oder urgeschichtlich zu beschreiben. Erst neuere Datierungsmethoden wie die oben beschriebene Dendrochronologie konnten das Alter genauer bestimmen und damit auch nachweisen, dass viele Einbaumfunde jüngeren Datums sind, also aus dem Mittelalter und der Neuzeit stammen. Diese Exemplare fallen häufig dadurch auf, dass sie über einen rechteckigen Querschnitt verfügen und zu schmal erscheinen, als dass sie stabil im Wasser lägen. Des Weiteren lassen sich an ihnen oft Ausstemmungen und Bohrungen feststellen. Diese Charakteristika weisen darauf hin, dass derartige Einbäume keine eigenständigen Wasserfahrzeuge waren, sondern Teile einer größeren Konstruktion. In der Forschung nimmt man an, dass es sich hierbei um Fähren handelte, die aus zwei oder mehreren Einbäumen bestanden, die wiederum durch eine Bohlenabdeckung miteinander verbundenen waren. Unser Einbaum aber entspricht mit seinem runden Querschnitt und der beachtlichen Länge eher der „klassischen“ ur- und frühgeschichtlichen Bauweise.