Die ersten Fotos des Wilhelm Fisch datieren in die 1890er Jahre. Seine Bilder geben einen faszinierenden Einblick in den Alltag einer großbürgerlichen Familie um die Jahrhundertwende. Tecklenburg erlebte zu dieser Zeit einen großen Aufschwung. Der Verkauf der Grafschaft im 18. und der Niedergang des Leinengewerbes in der ersten Hälfte des 19. Jh. hatten Tecklenburg und Umgebung schwer zugesetzt. Die Bevölkerung war verarmt, viele wanderten aus ins Ruhrgebiet oder in die Neue Welt. Erst die Modernisierung der Landwirtschaft und der Ausbau des Eisenbahnnetzes brachten Verbesserung. Die Eisenbahn förderte nicht nur den Warentransport und somit den Absatz der lokalen Kohle- und Erzminen, sondern auch den aufkommenden Tourismus. Auf den Fotos, die Wilhelm Fisch vom Schlossberg aus machte, lässt sich verfolgen, wie 1901 am Rand der Tecklenburger Altstadt das Kurhaus Burggraf entstand, ein prächtiges Jugendstil-Hotel.
Zu den Sommerfrischlern, die ihren Weg nach Tecklenburg fanden, gehörte auch der Maler Otto Modersohn. Er war ein gern gesehener Gast im Salon der Fischs und dürfte den weltoffenen Notar und Fotografen auch als künstlerischen Gesprächspartner geschätzt haben. Dass es bei den Fischs fröhlich zuging, sieht man auch in den Bildern der Tennisrunden auf dem zweiten Burghof. Das britische lawn tennis (Rasentennis) war ab etwa 1880 nicht zuletzt deshalb ein beliebter Zeitvertreib der Oberschicht, da es von Anfang an von Damen und Herren gemischt gespielt wurde. Das Spiel bot also eine willkommene Möglichkeit zu einem ungezwungenen Kontakt der beiden Geschlechter. Die Bowle, die auf manchen Bildern zu sehen ist, tat wohl ihr Übriges…