Achtung Experiment – Teil 4

10.05.2017 Carolin Steimer

Nachdem die Plane fixiert wurde, ist der Regenschutz fertig und der Ofen kann an der frischen Luft trocknen (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Thomas Poggel)

Schutzzelt über dem keltischen Ofennachbau

Vor einem Monat beendeten wir die erste Phase unseres Experimentes, nachdem der Bau eines Rennofens nach eisenzeitlichen Vorbildern des Siegerlandes fertiggestellt war. Der große Ofen verschlang enorme Materialmengen: Während einer Bauzeit von zweieinhalb Wochen wurde zunächst 8 Kubikmeter Erde in einem Hang ausgegraben, in dem dann ein Korbgeflecht aufgestellt wurde, das aus ca. 2 Raummeter Holz bestand. Auf dieses wurde ein Gemisch aus 1,7 Tonnen Lehm, über 900 kg Sand, 50 kg Strohhäcksel und über 530 kg Tonerde vermischt mit 250 Litern Wasser aufgebracht. Schließlich wurde die Ofenbasis mit 500 kg Tonerde stabilisiert. Die 8 Kubikmeter Erde, die anfangs ausgegraben wurden, werden im Spätsommer, wenn der Ofen getrocknet ist, wieder angeschüttet und eine Plattform um das obere Ofendrittel gebildet.

Tatsächlich bewegten die keltischen Hüttenleute teilweise noch mehr Material beim Ofenbau. Denn archäologische Ausgrabungen wiesen nach, dass die Öfen unten und hangseitig komplett von Tonerde ummantelt waren. Das bedeutet, dass deutlich mehr als 1 Tonne Tonerde pro Rennofen verbaut wurde. Daraus können wir schließen, dass es im eisenzeitlichen Siegerland nicht nur Bergbau auf Erze, sondern auch auf Tonerde gegeben haben muss. Eine eisenzeitliche Konzentration kleiner Siedlungen im Raum Burbach-Oberdresselnsdorf, wo heute noch Tonerde abgebaut wird, stand vielleicht damit in Verbindung. Wurde im Südosten Tonerde gebrochen und dann über 20 km nach Nordwesten in das Kerngebiet der Montanlandschaft gebracht?

Drei Informationstafeln neben dem Ofen informieren Besucher über das Projekt (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Manuel Zeiler)

Damit der Ofen einerseits an der Luft trocknen kann, andererseits vor Niederschlägen geschützt ist, bauten Mitarbeiter des LWL-Freilichtmuseums Hagen zusammen mit denen der LWL-Archäologie für Westfalen eine stabile Abdeckung. Die Gesamtkonstruktion wirkt durch die beplante Traverse wie eine Bühne auf einem Festival – unser Star auf der Iron-Stage: der Siegerländer Rennofen! Besucher können ihn nicht nur bewundern, sondern erhalten auf drei Schautafeln Informationen zum Gesamtprojekt und den Projektfragestellungen. Derzeit lassen sich gut die verschiedenen Trocknungsstadien der verbauten Materialien beobachten.

Zwei Wochen später: Die Trocknung des Lehms schreitet voran und es bilden sich erste Setzungsrisse (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Manuel Zeiler)

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