Fundgrube an der Erzgrube

08.02.2019 Carolin Steimer

Die Felder östlich und südlich der Barbara Erzbergwerk GmbH in Porta Westfalica-Nammen bzw. -Wülpke gerieten durch zahlreiche Lese- und Sondenfunde in das Blickfeld der Außenstelle Bielefeld.

Abb. 1: Schnittplan der Prospektion mit Grabenbefunden (grün) und Konzentrationen von Siedlungsgruben (pink).

Nachdem die Funde sich in Menge und Qualität zu häufen begannen, legte die Außenstelle in Zusammenarbeit mit der Erzgrube im Sommer 2017 östlich der Anlage 18 Suchschnitte an, um den Denkmalwert dieser und angrenzender Flächen zu ergründen. Im Ergebnis zeigte sich ein mehrperiodischer Fundplatz, der über viele Jahrhunderte immer wieder aufgesucht wurde.

Anlegen von Probeschnitt 8. Im Vordergrund eine in Schnitt 7 erfasste Grabenstruktur

Den ältesten Befund stellt ein mindestens drei- eventuell auch vierzügiges großes Grabenwerk dar, das sowohl innerhalb der Prospektionsschnitte (s. Abb. 1, grüne Flächen im Schnittplan) als auch über Luftbilder auf den südlich an die Erzgrube anschließenden Feldern erfasst wurde.

Jungsteinzeitliches Beil (+) und Pfeilspitze (°)

Jungsteinzeitliche Lesefunde könnten auf die Datierung des Grabenwerkes hinweisen. Eine genauere Aufnahme und Analyse des Befundes soll 2019 im Rahmen einer Magnetometermessung erfolgen. Bestätigen sich Deutung und Datierung, wäre eine bisher bestehende Lücke in der Verbreitung jungsteinzeitlicher Erdwerke in Westfalen geschlossen.

Die nächsten Spuren einer Begehung bzw. Besiedlung des Areals stammen aus der Eisenzeit und der Römischen Kaiserzeit (s. Abb. 1, pinkfarbige Flächen südlicher Bereich im Schnittplan). Ob eine Kontinuität zwischen diesen beiden Epochen vorlag, ist noch nicht zu beantworten. Einen umfangreichen Niederschlag an Funden, u. a. an römischen Münzen und Fibeln, liegt dann sicher seit dem 2. Jh. n. Chr. vor.

  • Fragment eines gerippten eisenzeitlichen Armrings (*), eisen- bis kaiserzeitliche Randscherbe (#), Sternfibel des 2./3. Jahrhunderts n. Chr. (°) sowie Armbrustfibel mit hohem Nadelhalter des 3. Jahrhunderts n. Chr. (*)

  • Siedlungsgruben in einem der südlichen Schnitte, möglicherweise ein Grubenhaus der römischen Kaiserzeit

Ab diesem Zeitpunkt zeichnet sich im Fundmaterial eine Kontinuität der Nutzung des Areals bis in das 5. Jahrhundert bzw. maximal bis um 500 ab. Danach folgt – wie es von zahlreichen anderen Siedlungsplätzen in Westfalen bekannt ist – eine mehrere Jahrhunderte umfassende Siedlungslücke, bis dann in das 9./10. Jahrhundert und um das Jahr 1000 datierende Fibeln erneute Aktivitäten anzeigen. Möglicherweise lassen sich die im nördlichsten Suchschnitt erfassten Befunde aufgrund erster Keramikfunde einer mindestens hochmittelalterlichen Besiedlung zuordnen (s. Abb. 1, pinkfarbige Flächen im Schnittplan).

  • Armbrustfibel des 4. Jahrhunderts n. Chr. (*), Stützarmfibel des 4./5. Jahrhunderts n. Chr. (°), Bügelfibel (*) und Haarnadel (°) des 5. Jahrhunderts n. Chr.

  • Scheibenfibel mit pyramidalem Buckel (°) und Rosettenfibel (°), um 1000

Nachdem die Befundfeststellung auf dem Gelände östlich der Erzgrube den Denkmalwert dieser und der südlich davon liegenden Flächen eindrucksvoll bestätigt hat, wurden die Schnitte befundschonend abgedeckt und wieder verfüllt. Die Eintragung dieses wichtigen mehrperiodischen Fundplatzes in die Denkmalliste der Stadt Porta Westfalica ist beantragt. Auf diese Weise wird das Bodendenkmal in besonderer Weise vor Bodeneingriffen, zumal unkontrollierten, geschützt und bleibt für die weitere Erforschung durch künftige Generationen erhalten.

Legende zu den Funden/Findern:
(*) = Finder Daniel Bake
(°) = Finder Vassili Efstratiadis
(+) = Finder: Wolfgang Winkler
(#) = Fund aus Prospektion

Text: Julia Hallenkamp-Lumpe